zum Hauptinhalt
Taylor Swift

© picture alliance/dpa

Gerechter streamen: Taylor Swift kämpft für Musikerrechte

Taylor Swift wechselt nach 14 Jahren ihre Plattenfirma - und setzt eine bessere Bezahlung von Musikern durch.

Nachrichten über neue Verträge von Popstars sind normalerweise eher mäßig interessant. Meistens sucht man nur nach den großen Zahlen und überlegt, ob der Künstler oder die Band das viele Geld wert ist. Bei Taylor Swift, 28, zahlte sich bislang jede Investition aus, aber ihr neuester Deal ist nicht bloß deshalb bemerkenswert. Die amerikanische Sängerin gehört zu den kommerziell erfolgreichsten Musikern der Welt. Von ihrem letzten Album „Reputation“, das Ende 2017 herauskam, verkaufte sie 4,5 Millionen Exemplare, mit der anschließenden Tournee nahm sie 191 Millionen Dollar ein.

Magie und Geschäft

Nun hat Swift angekündigt, dass sie ihre Plattenfirma Big Machine nach 14 Jahren verlassen und zur Universal Music Group wechseln wird. Überraschend daran ist vor allem eine Vertragsklausel, in der es um den Streamingdienst Spotify geht, an dem das Major-Label mit 3,5 Prozent beteiligt ist. Universal will seinen Anteil demnächst verkaufen, wie das bereits die Konkurrenten Warner und Sony getan haben, und dürfte dabei etwa eine Milliarde Dollar erlösen. Das Geld, so hat Swift sich vertraglich zusichern lassen, soll nicht in der Firma versickern, sondern an die Musiker ausgeschüttet werden. „Ich sehe das als Zeichen dafür, dass wir uns in einem positiven Wandel für Künstler befinden“, schreibt Swift auf Instagram. Streaming könne nur auf der Grundlage einer „von Künstlern, Autoren und Produzenten entwickelten Magie“ gedeihen, deshalb will sie sich auch weiterhin für eine gerechtere Verteilung der Tantiemen einsetzen.

Kleine Chronik des Protests

Nicht zum ersten Mal macht Taylor Swift mit ihrem Kampf für die Rechte der Musiker gegen die Streaming-Unternehmen Schlagzeilen. 2014 hatte sie ihre Songs von Spotify zurückgezogen, mit der Begründung, dass eine Entlohnung von 0,006 bis 0,0084 Dollar pro Stream nicht angemessen sei. 2015 kritisierte sie öffentlich, dass Apple Music in den drei Monaten seines Testzeitraums die Künstler gar nicht für Stücke bezahlte, die die Kunden kostenlos hören konnten. Apple brauchte weniger als einen Tag, um seine Geschäftsbedingungen zu ändern und die Urheber besser zu beteiligen. 2017 kehrte Swift zu Spotify zurück. Auch die Musik von Thom Yorke und Adele, die Streamingdienste zunächst abgelehnt hatten, ist dort inzwischen verfügbar. Streaming-Medien haben das alte, auf dem Verkauf von haptischen Tonträgern beruhende Wirtschaftsmodell der Musikindustrie über den Haufen geworfen und Hörgewohnheiten revolutioniert. Nach einer Umfrage des Wirtschaftsprüfungsunternehmens PwC nutzt in Deutschland inzwischen beinahe jeder zweite Konsument mindestens einen kostenpflichtigen Musikstreamingdienst. Marktführer ist Spotify, das von 21 Prozent der Befragten abonniert wird, gefolgt von Amazon Music (14,2), YouTube Music (8,9), Apple Music (6,6), Google Play (5,5) und Deezer (4,6 Prozent). Spotify hat 180 Millionen Kunden in 65 Ländern, von denen 83 Millionen zahlende Abonnenten sind. Der Bundesverband Musikindustrie spricht von einer „Zeitenwende“: Bereits im ersten Halbjahr 2018 hatte in Deutschland das Audio-Streaming die CD überholt, mit einem Marktanteil von 47,8 gegenüber 34,4 Prozent.

Die Ärzte beenden Boykott

Auch die Berliner Punkrockgruppe Die Ärzte, die Streamingdienste lange boykottierte, arbeitet jetzt mit Spotify zusammen. Allerdings zähneknirschend. „Wir haben keinen blassen Schimmer, wie unser Katalog im Stream laufen wird, uns ging es hauptsächlich darum, auch bei Leuten stattzufinden, die kein Abspielgerät mehr besitzen neben ihrem Smartphone“, sagt Bassist Rodrigo González in einem Interview mit dem „Musikexpress“. Für diejenigen, die noch einen Player haben, veröffentlichen die Band ihr Gesamtwerk, mehr als 600 Songs, parallel auf 33 CDs. Die „Special Deluxe-Box“ trägt, warum auch immer, den schönen Titel „Seitenhirsch“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false