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Kultur: "The Mission": Ballspiele mit Papierknäueln

Es sind nur ein paar Regeln. Und die sind nicht mal schwer zu verstehen.

Es sind nur ein paar Regeln. Und die sind nicht mal schwer zu verstehen. Doch ihre Missachtung kann einen den Kopf kosten. Die einfachste Regel: Wer sich einmal mit den Triaden eingelassen hat, muss bereit stehen. Davonstehlen gilt nicht.

Wie aus dem Nichts werden die fünf Männer - Curtis, Roy, Mike, James und Shin - einbestellt. Ihre Mission: der Schutz des Triaden-Bosses. Ihre kleinbürgerlichen Existenzen als Friseur oder Hotelpage gelten nichts mehr. Von jetzt an sind sie Leibwächter - Gangster zweiter Klasse in der ersten Reihe. Aber in ihrem Job sind sie Profis.

Michael Mann und John Frankenheimer hätten ihre Freude an diesen Kerlen. Alles geschieht effizient und mit einem Minimum an Worten. Wie immer im Gangsterfilm geht es um die Beachtung von Codes: Bleibst du exakt auf dem Weg - okay; tritts du daneben, droht sofort der Abgrund. Regeln aber, das weiß man, sind dazu da, gebrochen zu werden. Einer der fünf macht am Ende einen Fehler. Und daraus wird dann eine Frage der Freundschaft.

Genau wie seine Bodyguards spielt auch Regisseur Johnnie To mit Gesetzen - den Gesetzen des Genres. Dieses Hin- und Herschieben von Koordinaten ist das Spannende am Genrefilm, wo Form und Stil vor Inhalt kommen. Es kommt auf das Wie an, nicht auf das Was. Wobei sich die Konventionen des Gangsterfilms in Hongkong nicht sonderlich von jenen in Hollywood unterscheiden. To spielt seine Genre-Variation vor allem über einen eigenwilligen Filmstil aus, eine Mischung aus John Woo und Takeshi Kitano. Mit Woo teilt er die choreografierte Action, die er zu kunstvollen Tableaus des Tötens arrangiert. Wenn das Quintett dann aber wieder mit einem Papierknäuel Fußball spielt, während man gelangweilt auf den Boss wartet; oder wenn plötzlich Scherzartikel-Zigaretten hochgehen, erinnert das an den wortlosen Witz, der manchmal beim Japaner Takeshi Kitano hervorbricht.

Der Regisseur verhält sich dabei nicht weniger lakonisch als seine Fünferbande. "The Mission" ist ein Versuch über sparsames Erzählen. Hier nimmt die Musik nichts vorweg. Hier sind überflüssige Handlungserklärungen und Dialoge gestrichen. Hier wird elliptisch angedeutet, um die Intelligenz des Zuschauers zu kitzeln. "The Mission" ist eine Bleistiftskizze, kein Gemälde in Öl. Ein Scotch, kein Piña Colada. Und deshalb umso mehr.

Julian Hanich

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