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Theater des Westens Berlin: „Romeo und Julia“ als Musical
Peter Plate und Ulf Leo Sommer haben mit ihrem „Kudamm 56“-Musical einen Riesenerfolg gelandet. Jetzt wollen sie mit einer Shakespeare-Show nachlegen
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Die Wahl des Stoffes ist, gelinde gesagt, exzentrisch. Kein Werk der Weltliteratur ist wohl durchgenudelter als „Romeo und Julia“. Seit vier Jahrhunderten arbeiten sich Künstler:innen an Shakespeares Geschichte ab, es gibt diverse Opern zum Stück und mit der „West Side Story“ auch eine nicht ganz missglückte Musicalversion.
Und doch wollen Peter Plate und Ulf Leo Sommer jetzt auch noch ihren Senf dazugeben. Am 19. März 2023 wird ihr „Romeo und Julia“-Musical am Berliner Theater des Westens Premiere haben, dort, wo derzeit höchst erfolgreich ihre Umwandlung der TV-Serie „Kudamm 56“ in ein unterhaltendes Musiktheaterspektakel allabendlich über die Bühne geht.
Historische Kostüme, Musik von heute
Ihr Clou bei „Romeo und Julia“ ist, dass die Darstellerinnen und Darsteller Kostüme nach der Mode des elisabethanischen Zeitalters tragen – und sich in den Dialogszenen an die historische Übersetzung des Dramas von August Wilhelm Schlegel von 1796 halten. Heutig sollen dagegen die Choreografien sein und die Musik. Wobei von den vier Nummern, die die beiden Songschreiber am Mittwoch bei einer Präsentation im Theater des Westens vorstellten, zwei aus dem eigenen OEuvre recycelt sind.
Da ist zum einen ein Duett, das Plate und Sommer bereits 2014 komponiert haben, für eine „Romeo“-Schauspielinszenierung in Kiel: Daniel Karasek, der Intendant des dortigen Theaters, hatte sich ein paar Lieder gewünscht. Zudem wird die alte Rosenstolz-Hymne „Liebe ist alles“ als weiteres Liebesduett fungieren. Ein besserer Song sei ihnen eben einfach nicht eingefallen, gab Peter Plate bei der Präsentation mit entwaffnender Offenheit zu.
Weil Ulf Leo Sommer und er nicht nur ein Herz für Operette haben, sondern auch Countertenöre faszinierend finden, haben sie für den in höchster Stimmlage singenden Nils Wanderer, den die beiden „unsere Muse“ nennen, eine Rolle hinzuerfunden: den Todesengel. Seine am Mittwoch vorgestellte Nummer hebt an als neobarockes Lamento und geht dann in Lloyd-Webber-esken Pomp über. Aus dem „Kudamm 56“-Cast stammt Nico Went, der dort den fantastischen Freddy spielt und im Shakespeare-Musical als Mercutio die Power-Ballade „Es lebe der Tod“ zum Besten geben wird.
Für die Hauptrollen der Show hätten sich Tausende beworben, erzählt Ulf Leo Sommer am Mittwoch. 200 potenzielle Romeos und Julias schafften es in die Castings, am Ende waren Yasmina Hempel und Paul Csitkovics die Glücklichen, die das Traumpaar spielen werden.
Produziert wird die neue Show von BMG, einer Firma der Bertelsmann- Gruppe, die das Theater des Westens vom Hamburger Musical-Anbieter Stage Entertainment gemietet hat, erst einmal bis Ende 2024. Über ein drittes Plate- Sommer-Musical wird bereits nachgedacht, außerdem soll es in dem wilhelminischen Prachtbau künftig auch Lesungen und Konzerte mit Bertelsmann- Künstlern geben. Frederik Hanssen
Ein Mitschnitt des „Kudamm 56“-Musicals ist derzeit kostenlos in der ZDF Mediathek abrufbar.
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