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Umtriebiger Impresario. Der Dirigent Stefan Bevier.

© Bevier Musikverlag GmbH

Zum Tod des Dirigenten Stefan Bevier: Vivaldi langweilte ihn nie

Der Berliner Dirigent Stefan Bevier wiederholte gern das Beste. Nun ist er unerwartet mit 59 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Es gibt ja gar nicht wenige Profimusiker, die es sich zutrauen, von ihrem Platz im Orchester ans Dirigentenpult zu wechseln. Wenn es dann mit der Zweitkarriere doch nicht so gut klappt wie erhofft, bietet sich für die Taktstock-Quereinsteiger noch die Möglichkeit, ein Privatensemble zu gründen. Bekanntestes Beispiel ist hier sicher der Pianist Justus Frantz mit seiner Philharmonie der Nationen. Der 1958 in der Pfalz geborene Stefan Bevier, der 1977 zum Studium nach Berlin kam und dann in der Stadt blieb, vermochte sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten sogar gleich ein halbes Dutzend eigener Klassikformationen zuzulegen.

Ausgebildet als Sänger wie als Kontrabassist, gehörte Bevier eine Zeit lang der Orchesterakademie der Philharmoniker an, verlegte sich dann aufs Dirigieren und vermochte ab 1988 dem Studio-Chor Berlin neuen Glanz zu verleihen. 1991 wurde er Direktor beim Stadtsingechor in Halle/Saale, arbeitete zudem regelmäßig mit mehreren polnischen Orchestern.

Er veranstaltete auch Jazz und Klezmer-Konzerte

1997 geriet Bevier dann heftig mit seinem Dirigentenkollegen Konrad Latte aneinander. Letzterer hatte nach 37 Jahren an der Spitze des „Berliner Barock Orchesters“ beschlossen, sich zur Ruhe zu setzen und das Ensemble aufzulösen. Als Bevier mit einigen Mitgliedern daraufhin das „Barock Orchester Berlin“ ins Leben rief, versuchte Latte, die auf Namensverwechslung angelegte Formation per einstweiliger Verfügung zu unterbinden. Erst als Bevier in allen Ankündigungen deutlich machte, dass die neue Formation nichts mit der altbekannten zu tun habe, gab Latte nach.

1998 erweiterte Bevier sein privates Portfolio um das Festival Orchestra Berlin, 2002 kamen das European Vivaldi Consort und das European Bach Consort hinzu, 2009 die European Vivaldi Players und zuletzt noch die European Bach Players. In Berlin veranstaltete der umtriebige Impresario zudem auch Jazz und Klezmer-Konzerte, in Großbritannien leitete er den Philharmonia Chor London.

Bei seinen vielseitigen Aktivitäten bewegte sich Stefan Bevier vor allem im Segment der gehobenen Klassik-Unterhaltung. Dabei bot er immer und immer wieder dieselben Best-of-Programme an, mit Werken wie Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, Bachs Doppelkonzert BWV 1053, frühen Sinfonien von Mozart, Griegs „Aus Holbergs Zeit“ oder auch Puccinis „Crisantemi“. Im Alter von nur 59 Jahren ist Stefan Bevier jetzt unerwartet in Berlin verstorben.

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