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Zurückbleiben bitte. Bono Vox (links) und Gitarrist David Howell Evans "The Edge" von U2 in der Berliner U2. 

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Bono und Taylor Swift als Missverstandene: Vom Weltretter zum Geldverbesserer

Weltstars gehen unterschiedlich kreativ mit Kritik um: Bono schwadroniert, Taylor Swift dichtet.

Mit vielen Worten nichts zu sagen, das ist eine Kunst, die vor allem Politiker beherrschen. Besonders dann, wenn es darum geht, Kritik zurückzuweisen. Faustregel: Je konkreter die Anschuldigungen, desto wolkiger werden die Entgegnungen. „Sollte irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein“, verspricht Paul David Hewson, den alle Welt als Bono Vox kennt, dann „würde ich mich darüber mindestens so aufregen“ wie seine Fans. Doch das Bekenntnis, Fehler gemacht zu haben, fehlt in seinem ersten Interview nach Veröffentlichung der „Paradise Papers“. Der U2-Sänger gab es der „Süddeutschen Zeitung“, dem Blatt, das die ganz legalen Steuertricks des Rockstars enthüllt hatte. Bono soll über Firmen in Malta und Guernsey in ein litauisches Einkaufszentrum investiert und auf die Gewinne zehn Jahren keine Steuern gezahlt haben. „Das trifft mich und alles, wofür ich stehe“, gesteht er. Die Reue wirkt rhetorisch.

Zurück im Predigerton

Jahrzehntelang hat sich der Musiker für Kriegsopfer und gegen Armut engagiert, er hat mit Staatenlenkern über einen Schuldenschnitt für die Dritte Welt verhandelt und war als Präsident der Weltbank im Gespräch. Jetzt ist er vom Weltretter abgestürzt zum „Geldverbesserer“ (SZ). Absurderweise sieht Bono gerade im Bekanntwerden der Vorwürfe eine Entlastung. Denn seine Finanzberater habe er angewiesen: „Egal, was ihr macht, am Ende muss Bono draufstehen. Haltet die Dinge transparent (...) Sonst hätten die Untersuchungen in Litauen gar nicht so eindeutig auf mich zurückgeführt werden können.“

Taylor Swift am 7. Dezember bei einem Konzert in Rosemont, Illinois.

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Möglicherweise handelt es sich bei dem vermeintlichen Skandal also um eine Kunstaktion, mit der Bono auf Mängel und Ungerechtigkeiten des Finanzsystems aufmerksam machen wollte. Eine Wallraffiade. Rasch findet er zum alten Predigerton zurück: „Dass eine Minderheit durch die Gesetze die ganz legale Möglichkeit hat, sich bessere Ausgangsbedingungen zu schaffen als die Mehrheit der Menschen, muss unbedingt aufhören.“ Genau, unbedingt. Hier spricht der Volkstribun, der in seiner Empörung aber vergisst, wo er hingehört. In diesem Fall zur Minderheit der Reichen und Superreichen.

Loslassen, um weiterzumachen

Der größte Popstar der Welt ist gerade Taylor Swift. Zumindest verfügt sie über das härteste Management. Aktuelle Porträtfotos zu ihrem vor kurzem erschienen Album „Reputation“ erhalten nur Journalisten, die ihre Beiträge zuvor einreichen. Bei deutschen Texten erfolgt die Prüfung per Google-Übersetzer, wobei Fehler entstehen, die es vorher nicht gab. Interviews verweigert die Sängerin, dabei wäre interessant, wie sie etwa zur Alt-Right-Bewegung steht, die sie als blondes All-American-Girl vereinnahmt.
Stattdessen hat Swift der britischen „Vogue“ nun ein Gedicht mit dem Titel „The Trick to Holding On“ geschickt. Der Trick des Weitermachens, schreibt sie in vier Strophen, die sich sicher auch gut singen ließen, liege im „Loslassen“. Leute, die dich verletzt haben, Worte, die dich trafen: Lass’ sie einfach los. Er schwadroniert, sie dichtet. So erfindungsreich wie Taylor Swift war Bono zuletzt nur bei seinen Steuererklärungen.

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