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Kirill Petrenko.

© FABRIZIO BENSCH/dpa

Familienkonzerte von Kirill Petrenko: Was für ein Musikabenteuer!

Klassik ist uncool? Dirigent Kirill Petrenko will mit seinen Familienkonzerten junge Leute vom Gegenteil überzeugen. Dafür wird auf der Bühne sogar gezeichnet.

Von Susanna Nieder

Wie sieht ein Feuervogel eigentlich aus? Er ist ein stolzes Tier mit geschwungenem Schnabel und mächtigen Schwingen, aus denen Funken stieben. Man hört das in der Musik von Igor Strawinsky, doch beim ersten Familienkonzert, bei dem Chefdirigent Kirill Petrenko selbst erklärt, setzen die Philharmoniker auf mehr als Worte und Klänge.

Eine Jugendliche habe ihn gefragt, wieso man überhaupt klassische Musik hören solle, die sei doch ziemlich uncool, erzählt Petrenko zur Begrüßung. Mit den Familienkonzerten und dem neuen Vermittlungsangebot „Close-up“ für Jugendliche und junge Erwachsene will er zeigen, dass klassische Musik ganz im Gegenteil „mega cool“ ist. Dass sie Traurigkeit und Lächeln auslösen, trösten und heilen kann.

Er empfiehlt, sich möglichst früh mit ihr vertraut zu machen, denn dann wird man umso eher von ihr beschenkt. „Man muss ja nicht gleich mit einer langen Wagner-Oper anfangen“, sagt der Philharmoniker-Chef, der im Familienkonzert genauso zugewandt und leicht verständlich formuliert wie im ersten Youtube-Video von „Close-up“.

[Ab 28.10. in der Digital Concert Hall, „Close up“ ist kostenlos online verfügbar.]

Dass die vielen Kinder im Saal ganze 75 Minuten lang aufmerksam bleiben, liegt nicht zuletzt am Comiczeichner Reinhard Kleist, der in Windeseile Bilder zeichnet, tuscht und aquarelliert. Während das Orchester die Musik von Igor Strawinsky spielt, erscheinen Prinz, Feuervogel, Prinzessin und Bösewichter live auf einer großen Leinwand hinter den Musiker:innen, eine geniale Idee. Dazu zeigt die Tänzerin Sara Ezzell im feuerroten Kostüm, dass „Der Feuervogel“ eigentlich als Ballett gedacht war.

Also rein ins Musikabenteuer! Moderatorin Boussa Thiam erzählt, worum es geht, Petrenko führt aus, erklärt, lässt die Musiker:innen Motive und Passagen intonieren, bis die Musik begreifbar wird: Das Horn spielt den Zarewitsch Iwan, Xylophon und Geigen, auf deren Saiten die Bögen geschlagen werden, den Zauberer Kastschej. Mit diesen Einschüben und den unterstützenden Künsten gelingt es, auch mal zehn Minuten am Stück zu musizieren, ohne dass Unruhe aufkommt. Klassische Musik muss neu vermittelt werden. Kirill Petrenko trifft dafür genau den richtigen Tonfall.

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