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Wo ist Jamal Khashoggi? Zum Zeitpunkt dieser Demonstration in Washington war noch nicht öffentlich, dass der saudische Journalist tatsächlich in der Botschaft in Istanbul ermordet worden war.

© REUTERS/Leah Millis

Der Fall Khashoggi: Weltweite Lesung für Meinungsfreiheit am 10. Dezember

In memoriam Khashoggi: 100 Autorinnen und Autoren, darunter zahlreiche Literaturnobelpreisträger, rufen zur weltweiten Lesung auf. Für die auch in Europa bedrohte Pressefreiheit.

Am 10. Dezember, dem 70. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, sollen weltweite Lesungen mit prominenten Autorinnen und Autoren in memoriam Jamal Khashoggi stattfinden. Zu den Unterstützern des vom Internationalen Literaturfestival Berlin initiierten Aufrufs gehören zahlreiche Literaturnobelpreisträgerinnen und -träger, Elfriede Jelinek, Herta Müller, Wole Soyinka und Mario Vargas Llosa. Auch Manal al-Sharif, Margaret Atwood, Bernard Henri Levy, Roberto Saviano, Eva Menasse, Janne Teller, Hans-Christoph Buch und Amanda Michaloupolou finden sich auf der Liste der Schriftsteller, die den Aufruf unterzeichnet haben. Zu den Unterstützerinnen zählt auch die PEN-Präsidentin Jennifer Clement.

In dem Aufruf wird "die vollständige und transparente Aufklärung" über den Tod des saudischen Journalisten gefordert; die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Sie machen auch darauf aufmerksam, dass der 59-Jährige in seinem letzten Text, den die "Washington Post" zwei Wochen nach dessen Verschwinden am 2. Oktober veröffentlichte, mit großem Nachdruck die Meinungsfreiheit in der arabischen Welt einforderte. "Für seine klare Haltung hat der Journalist nun mit seinem Leben bezahlt."
Der Fall sei der Höhepunkt einer Reihe von oftmals unaufgeklärten Morden an Journalistinnen und Journalisten in den letzten Jahren, wie die jüngsten Beispiele in Mexiko, Bulgarien, Malta und der Slowakei gezeigt hätten. Auch in Europa sei die Meinungs- und Pressefreiheit bedroht.

Der Appell erinnert auch daran, dass die Pressefreiheit in der Türkei extrem eingeschränkt sei: Dort sitzen über 150 Journalisten und Schriftsteller im Gefängnis, einige davon lebenslänglich. Die Lesungen sollten deshalb je nach Region und politischem Kontext auch auf andere ermordete, inhaftierte oder verschwundene Journalisten eingehen. In Bezug auf wirtschaftliche, diplomatische und kulturelle Konsequenzen heißt es: Wenn der Khashoggi-Skandal, "die schockierendste Ermordung eines Journalisten in letzter Zeit", nicht Konsequenzen habe, was dann? "Der Schutz von Journalisten und Aktivisten ist der Schutz aller Menschen." Der Fall dürfe auch nach dem Teilgeständnis der Saudis nicht unter den Tisch gekehrt werden, auch diese solle durch die Lesung mit Nachdruck deutlich gemacht werden. Tsp

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