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Zusammen mit der FU-Kunsthistorikerin Meike Hoffmann hat Nicola Kuhn eine Biografie von Hildebrand Gurlitt geschrieben.

© Mike Wolff

FRAGEN  an Nicola Kuhn: Wie konnte Gurlitts Erbe so lange verborgen bleiben?

Beim Tagesspiegel-Salon mit Meike Hoffmann und Nicola Kuhn stellten Gäste Fragen zu "Hitlers Kunsthändler" - hier die Antworten von Kunstkritikerin Nicola Kuhn.

Ein Mann, eine Sammlung, ein Skandal: FU-Kunsthistorikerin Meike Hoffmann und Tagesspiegel-Redakteurin Nicola Kuhn stellten ihr Buch „Hitlers Kunsthändler – Hildebrand Gurlitt 1895-1956“ (C. H. Beck Verlag) am 15. März im Tagesspiegel-Salon vor. Hier einige Fragen von Gästen an Nicola Kuhn – zum Buch und zur Arbeit der Kulturredaktion.

Wie ist es möglich, dass ein Mensch wie Hildebrand Gurlitt, eigentlich ein Verfechter der Moderne, moralisch so die Richtung wechselt und zum Kunsthändler für die Nazis wird? Andrea Prins (Antwerpen)

Hildebrand Gurlitt versuchte gleichzeitig sein Auskommen zu finden und sich für den Expressionismus einzusetzen. Ein Balanceakt. Als Kunsthändler der Nazis konnte er zwar beides verbinden, doch hat er sich damit kompromittiert.

Wenn Hildebrand Gurlitt eine derart bedeutende Rolle in der „Kunstpolitik“ auch nach 1945 gespielt hat, warum konnte sein Erbe Cornelius Gurlitt – und mit ihm das gesamte Erbe – so lange im Verborgenen bleiben? Alfred Puschmann (Mitte)

Hildebrand Gurlitt starb 1956 bei einem Autounfall, zu dem Zeitpunkt waren Teile seiner Sammlung auf Ausstellungstournee in den USA. Sie geriet erst danach in Vergessenheit, auch wenn der Kunsthandel von ihr durchaus noch Kenntnis hatte, da zunächst die Witwe und später die Kinder Einzelstücke in Auktionen gaben. Der Umfang des „Schwabinger Kunstfunds“ war allerdings für alle überwältigend.

Welche Auswirkungen hatten Gurlitts Geschäfte auf den Kunsthandel in der Schweiz? Bernd-Rainer Zabre (Zehlendorf)

Gurlitt vermittelte unter anderem Werke der sogenannten „entarteten“ Kunst ans Kunstmuseum Basel, wo sich heute noch Franz Marcs „Tierschicksale“ befinden. Für den damaligen Kustos Georg Schmidt stellte der deutsche Ausverkauf der Moderne eine Chance dar, die Sammlung zu erweitern. Wie in Deutschland auch gibt es – anders als bei Raubkunst – keine Restitution, da sich die deutschen Museen hier selbst enteigneten.

Warum lese ich im Kulturteil so viel über kulturelle Ereignisse, die bereits vergangen sind? Warum nicht mehr Einschätzungen und Empfehlungen für Ereignisse, die noch kommen? Angelika Hufner (Steglitz)

Als Feuilleton sehen wir uns auch in der Chronistenpflicht, darüber zu berichten und bewerten, was war, um eine Einordnung zu geben. Bei Ausstellungen, Theaterpremieren, Opern, Literatur- und Filmbesprechungen verbindet sich damit durchaus eine Empfehlung für die Zukunft. Für Tipps gibt es die Magazine Ticket und Spielzeit.

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