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Unantastbar seit 1996. Israels Premierminister Benjamin Netanyahu grüßt seine politischen Unterstützer.

© Thomas COEX / AFP

Kolumne "Spiegelstrich": Wie sich Politiker durchsetzen

Wer sich in der Politik durchsetzen will, muss die Kunst der öffentlichen Selbstverteidigung beherrschen. Wie Donald Trump und Benjamin Netanjahu.

Kommen Sie näher, verehrte Leser, und vor allem Sie, liebe Leserinnen, denn heute bieten wir Nutzwert, notwendig für Ihr Reich- und Berühmtwerden. Unser Thema: die Kunst öffentlicher Selbstverteidigung. Unser Rat: Was Ihnen auch zurecht vorgehalten werden mag – leugnen Sie’s, und greifen Sie an. Keine Scheu. Scheu ist für Verweichlichte, für Demokratieliebhaber, Grüne, Frauen.

Die meisten Frauen können das mit der Selbstverteidigung nicht. Sind so gewissenhaft. Noch nicht lange genug mächtig genug. Als Katie Hill, gerade ins amerikanische Repräsentantenhaus gewählt, von der Rache ihres verlassenen Ehemanns niedergestreckt wurde, welcher Nacktfotos weitergereicht und Katies Affären ausgeplaudert hatte, war Ms. Hill auf genau jene Weise blöd, die wir heute und hiermit abschaffen wollen. Bereute ihre Fehler. Schenkte ihre Macht einfach so her, trat zurück.

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Es gab einst auch Männer, die so dumm wie Frau Hill waren: Sokrates, wissen Sie noch? Dieser Sokrates wusste, wie einfältig die Bürger von Athen waren, und nahm trotzdem deren Urteil hin. Sokrates sprach ethisch-moralischen Unsinn: „Aber schon ist es Zeit, dass wir gehen – ich um zu sterben, ihr um zu leben“, und trank edel den Giftbecher leer.

Vielleicht ist das alles ja auch zu verwirrend. Noch vor einigen Jahren hätten auch wir etwas anderes gelehrt: „Sagen Sie alles, was herauskommen kann, ehe es herauskommt. Lachen Sie über die eigenen Schwächen.“

Nur wenige konnten das. Wissen Sie noch, wie Präsident Nixon stürzte, weil er bedeutungsschwer log? Sie haben gewiss den Ministerpräsidenten Barschel nicht vergessen, der nach seinem Ehrenwort nicht mehr lange lebte.

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Erinnern Sie sich an Anthony Weiner, der New Yorker Bürgermeister werden wollte und sagte, dass er nur seine Frau liebe, und dann doch wieder Fotos seines – wie nennt man’s bloß an einem vornehmen Ort wie diesem? – Pimmelchens an Minderjährige verschickte?

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Dilettanten! Heute hingegen:

Benjamin Netanjahu hat es verstanden, der Mann kann es, ein Sieger. Zigarren, Schmuck und Champagner nahm er an, im Gegenzug gab’s Steuererleichterungen für die Schenkenden. Kleinzeugs, nicht wahr? Netanjahu nennt die Anklage „Hexenjagd“ und „Putschversuch“ und erinnert daran, dass er einst für Israel verwundet wurde. Seit wann ist dieser Mann nun schon mächtig? 1996, da sehen Sie’s.

Sie erreichen den Autor unter Klaus.Brinkbaeumer@extern.tagesspiegel.de oder auf Twitter unter @Brinkbaeumer.

Tagesspiegel-Kolumnist Klaus Brinkbäumer.

© Tobias Everke

Prinz Andrew hat es auch verstanden, kann’s aber nicht, ein Verlierer. Er war also mit diesem Jeffrey Epstein befreundet, und da gab es natürlich diese sehr jungen Mädchen, was sollte er machen, mitunter waren’s halt derart viele, dass kein Prinz sich mehr an einzelne erinnern kann. Dass Andrew bei der BBC alles abstreiten wollte, war richtig, bloß: Schwitzen sollten Sie nicht. Und stammeln: nee, auch nicht. Und bitte sagen Sie nicht, dass Sie dieser Typ auf diesem unglückseligen Foto aus London kaum sein können, weil Sie in London stets Krawatten tragen. Merken Sie sich: Halbherzig wird das nichts.

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Donald Trump hat unsere Methode nicht nur verstanden, sondern erfunden. Der kann es. „Menschlicher Abschaum“, „Verräter“ und „nutzlose Bürokraten“ sagt er über all die Zeugen im Amtsenthebungsverfahren, die für Amerika im Krieg waren und seit 40 Jahren Dienst tun. „Scherz“ und natürlich „Hexenjagd“ sagt er über die Ermittlungen.

Er nennt die Wahrheit „Lüge“, sehr clever, präsentiert eine andere, bessere Wahrheit, sehr smart, dementiert das bewiesene Verbrechen und erklärt das eigene Dementi zum Beweis.

Schließlich befiehlt er seiner Partei, ihm zu glauben und den Glauben zu predigen – Unterlinge folgen Siegern, so ist die Welt. Nutzen Sie’s, lernen Sie’s, wenn Sie ein Herrscher und so reich wie Donald Trump werden wollen. Doch wer will das nicht?

Klaus Brinkbäumer

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