zum Hauptinhalt
Wolfgang Thierse (SPD) steht nach seinen Bemerkungen über Identitätspolitik-Debatten auch in der eigenen Partei in der Kritik.

© imago images/Jürgen Heinrich

Wolfgang Thierse antwortet auf Kritik: „Das Normale schließt selbstverständlich alle queeren Menschen ein“

Der Ex-Bundestagspräsident nimmt Stellung zu einem Text von Tagesspiegel-Redakteur Sidney Gennies. Der hatte Thierses Aussage zur Identitätspolitik kritisiert.

Daran muss ich mich erst noch gewöhnen: Dass mir die Worte – fast noch im Munde – uminterpretiert werden. Das von mir verwendete kleine Wörtchen „normal“ hat hierzulande immer auch die Bedeutung von „gewöhnlich“ und „alltäglich“. Im Alltag habe ich noch nicht gehört, dass gewöhnliche Leute das Gendersternchen sprechen.

[Den Essay „Normalität ist die Cancel Culture des alten weißen Mannes von Tagesspiegel-Redakteur Sidney Gennies lesen Sie hier.]

Darauf zielt der inkriminierte Satz, weil mir ganz viele Leute auch geschrieben haben: Sie möchten sich einem solchen Gebot nicht unterwerfen müssen. Sie sind unsicher darüber, was zu sagen noch erlaubt ist.

Woher weiß mein Kritiker eigentlich, wen alles ich ins „Normale“ einschließe? Selbstverständlich alle queeren Menschen, die ich kenne und die ich auch nicht das Gendersternchen sprechen höre. Mein Kritiker aber dekretiert mir, was ich meine.

[Bisher erschienene Beiträge auf tagesspiegel.de: SPD debattiert Umgang mit queeren Menschen (von Tilmann Warnecke, 2. März) „So schafft die Sozialdemokratie sich selbst ab" (von Stephan-Andreas Casdorff, 3. März), Esken sucht Gespräch mit Thierse – „Wir schämen uns nicht für Dich“ (von Hans Monath, 3. März), Identitätspolitik, zu Ende gedacht" (von Malte Lehming, 10. März)]

Erstaunlich. Ich schließe ein, mein Kritiker schließt aus. Meinem Kritiker reicht ja auch ein - einseitig und böswillig interpretiertes - Wort, um seine Fundamentalpolemik zu begründen. Die Lektüre meines 10.000 Worte umfassenden FAZ-Essays erübrigt sich, sie würde diese böse Polemik ja auch erschweren. Ein Beispiel für das, was ich als immer aggressiver werdende Kommunikation beklage.

Wolfgang Thierse

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false