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Spielerisch leicht. Urban Stanic und das Slowenische Jugendorchester.

© Mutesouvenir/Kai Bienert

Young Euro Classic: Walzer im Weltraum

Das slowenische Symphonieorchester der Musikakademie Ljubljana mit abwechslungsreichem Programm und tollem Pianisten.

Die Hitze hat Berlin im Griff. Da tut am besonders unerträglichen Dienstag die verhältnismäßige Kühle des Konzerthauses gut, macht einen klaren Kopf. Und den braucht man auch für das anspruchsvolle Programm, das das Symphonieorchester der Musikakademie Ljubljana für seinen Auftritt bei Young Euro Classic mitgebracht hat.

Gar nicht kalt lässt hingegen das erste Stück des Abends, einer mit „The Symphonic Waltz“ betitelten deutschen Erstaufführung des slowenischen Komponisten Leon Firšt. Der erst 24-Jährige ist selbst noch Student der Akademie und hat in dem Werk – der Name lässt es ahnen – seine Interpretation des Walzers in Musik gefasst. Wer denkt, er könne dazu tanzen, liegt falsch. Zu zerschossen ist der Rhythmus dieses Tanzes, es wären wohl höchstens seltsam zuckende Bewegungen möglich. Das An- und Abschwellen der Musik, die Instrumente, die für wenige Sekunden dann doch in einen majestätischen 3/4-Takt ausbrechen, lassen dem Zuschauer keine Atempause. Immerhin: Das Stück ist so kurz, dass man alles in sich aufnehmen kann.

Robert Schumanns Klavierkonzert in a- Moll kommt da gewissermaßen als willkommene Erfrischung. Der junge slowenische Pianist Urban Stanič sitzt am Flügel und meistert das durchaus komplexe Werk mit Bravour. Mit seinen gerade mal 22 Jahren hat er schon die verschiedensten Preise gewonnen – und das nicht nur mit seinem Klavierspiel. Unter anderem ist Stanič, der ebenfalls an der Musikakademie Ljubljana studiert, mehrmaliger nationaler Meister in Schach und Mathematik.

Dirigent Quentin Hindley geht auf Nummer sicher

Man könnte nun meinen, diese sehr logischen Disziplinen hätten Einfluss auf sein Klavierspiel, dass dieses etwas berechnend und unterkühlt wäre. Das Einzige, was der Schumann von Stanič mit Mathematik gemeinsam hat, ist aber die Präzision. Ganz in seiner Musik verloren wiegt er sich im Takt der Musik, sein romantisches Spiel rutscht jedoch nie in den Kitsch ab. Besonders beeindruckt aber die spielerische Leichtigkeit, mit der er die kompliziertesten Passagen nimmt.

Leider sind es gerade diese Leichtigkeit und Emotionalität, die dem Orchester nicht so recht gelingen wollen. Der französische Dirigent Quentin Hindley geht ein wenig zu sehr auf Nummer sicher. Gerade der abschließenden Tondichtung „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss hätte ein bisschen mehr Mut zum Risiko ganz gutgetan.

Klar: Der Anfang, dem nicht zuletzt Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ zu Berühmtheit auch außerhalb des Klassikkosmos verholfen hat, beeindruckt auch hier. Der Funke will aber nicht so ganz auf das Publikum überspringen. Nach dem majestätischen Beginn flacht die Spannungskurve ab, das Orchester verliert sich in Kleinteiligem. Die jungen Musiker und Musikerinnen spielen zwar alle Noten korrekt, ihr Spiel ist allerdings seltsam unbeteiligt und distanziert.

Elias Pietsch

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