Zum Tod von Timmy Thomas: Mit Funk gegen den Vietnamkrieg

Die Frage ist fünfzig Jahren alt, aber gerade wieder schmerzhaft aktuell: „Tell me why, tell me why, tell me why?“, schmachtet der Sänger, „why can’t we live together?“. Begleitet von einem stoisch tackernden Electrorhythmus und der fauchenden Orgel fordert er: „No more wars, no more war“, um schließlich festzustellen: „No matter what color, you are still my brother.“ Warum halten wir es nicht friedlich miteinander aus? Und sind die, auf die wir schießen sollen, nicht eigentlich unsere Brüder?

Der Song „Why Can’t We Live Together“, den der Soulsänger Timmy Thomas 1972 veröffentlichte, gehört zu den großen Anti-Kriegs-Hits der Popgeschichte. Er entstand, nachdem Thomas im Radio die Zahl der an diesem Tag im Vietnamkrieg getöteten Menschen gehört wurde. „Ich dachte: was?“, erzählte er später, „so viele Mütter haben heute ihre Kinder verloren?“. Und begann zu schreiben.

Der Erfolg des Stücks beruht auf der universellen Botschaft und seiner Simplizität. Der Text besteht aus zwei Fragen und drei, vier sloganartigen Zeilen, die der Autor dann allein vertont hat, in Mono und unter Einsatz einer frühen Rhythmusmaschine.

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„Why Can’t We Live Together“, bei seinem Erscheinen mehr als eine Million mal verkauft, wurde immer wieder gecovert, von Steve Winwood, Carlos Santana und am erfolgreichsten 1984 von Sade. Der Bossa-Nova-haft vertrackte Beat des Stücks ist unverkennbar, 2015 machte Drake einen Sample davon zum Gerüst seines Megahits „Hotline Bling“.
Timmy Thomas, 1944 im US-Bundestaat Indiana geboren, hatte seine Karriere als Organist begonnen. Er begleitete die Jazzgrößen Donald Byrd und Cannonball Adderley und reüssierte in Memphis als gefragter Sessionmusiker. Seine Solo-Singles blieben erfolglos, bis er einen Vertrag beim Label TK Records in Miami bekam, das auch die Soulstars Betty Wright und George McRae herausbrachte.

Thomas gelangen noch mittlere Erfolge mit Songs wie „People Are Changin’“ oder „You’re the Song“. Aber überstrahlt wurde alles von „Why Can’t We Live Together“, seiner funkigen Protesthymne. Timmy Thomas starb am 11. März, er wurde 77 Jahre alt.