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Kultur: ZURÜCK - KLASSIK

Freunde des Crossover zwischen Klassik und Pop berufen sich immer wieder darauf, daß auch klassische Musik irgendwann einmal Pop war.Der selige Falco hat diese Sicht der Geschichte mit seinem Hit "Rock me, Amadeus" tanzbar gemacht.

Von Ulrich Amling

Freunde des Crossover zwischen Klassik und Pop berufen sich immer wieder darauf, daß auch klassische Musik irgendwann einmal Pop war.Der selige Falco hat diese Sicht der Geschichte mit seinem Hit "Rock me, Amadeus" tanzbar gemacht.Vanessa Mae, die als exotisches "Violinengenie" goldene Schallplatten sammelt, könnte glatt als seine Tochter durchgehen.Aus ihrem weißen Plastikinstrument dringt zu stampfenden Bässen "Strom", der Titeltrack ihrer letzten CD.Drei Griffe aus den "Vier Jahreszeiten" - fertig ist der Hit.Doch Vanessa Mae will mehr.Leider.Die Asiatin mit britischem Paß hat Vivaldis Klassik-Bestseller zum Kern ihres - ausgerechnet - "Klassik" betitelten Programms bestimmt.Ein schrecklicher Fehler.Wie soll man guten Gewissens 110 Mark für die Philharmonie-Karte verlangen, wenn jede CD für 6,99 Mark inspirierter klingt? Was bleibt, wenn die Performance nicht für die Aufnahme an einer Musikhochschule gereicht hätte und unter Pop-Aspekten selbst "Rondo Veneziano" mehr Pepp hat? Bot Vanessa Mae bei früheren Konzerten noch eine bunte Modenschau, so fiel diesmal auch die Glamour-Komponente weg.Die Haare sind ab, und es scheint, als hätte die Geigenfrau damit auch ihren Schneid verloren.Ihre Maxime "Spielen, wie es mir gefällt" führt sie im Laufe des Abends selbst ad absurdum.Gefühle für die Musik, der sie geigend neue "Visionen" geben will, sind ihr nicht anzumerken.Vielleicht beißt sie aber auch nur die Zähne zusammen, weil sie ahnt, wie dürftig ihre Arrangements, wie hinfällig ihre Technik und wie verbraucht ihre Begeisterung doch ist.Vielleicht.Der Show jedenfalls ist Vanessa Mae sichtbar müde.Ein Popstar in der Krise.Davor schützt auch eine Geige nicht.

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