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Kultur: Zwischen zwei Welten

Anders, als etwa die indische Musik, ist die koreanische, überhaupt die traditionelle Musik Ostasiens für unsere westeuropäischen Ohren bisher noch etwas Fremdes geblieben, und so auch vor dem Ruch billiger Exotik bewahrt worden.Die reduzierte Melodik, die Strenge der Zeitgestaltung und die herbe Klanglichkeit des Instrumentariums der koreanischen Hofmusik wirken für einen westlichen Hörer auch nicht gerade einladend, während andere, mehr volksmusikalische Musizierformen Koreas für uns von einer oft geradezu erschreckenden Expressivität sein können.

Anders, als etwa die indische Musik, ist die koreanische, überhaupt die traditionelle Musik Ostasiens für unsere westeuropäischen Ohren bisher noch etwas Fremdes geblieben, und so auch vor dem Ruch billiger Exotik bewahrt worden.Die reduzierte Melodik, die Strenge der Zeitgestaltung und die herbe Klanglichkeit des Instrumentariums der koreanischen Hofmusik wirken für einen westlichen Hörer auch nicht gerade einladend, während andere, mehr volksmusikalische Musizierformen Koreas für uns von einer oft geradezu erschreckenden Expressivität sein können.

Der Austausch zwischen beiden Musikkulturen, so wie er sich in neuen Kompositionen niederschlägt, ist bisher fast ausschließlich in Korea selbst vorangekommen - ein Umstand, der sich allerdings dadurch relativiert, daß nicht wenige zentrale Komponisten der koreanischen Musik nicht in Korea selbst, sondern im Ausland, und gerade in Deutschland leben, und hier für ein europäisches Publikum, Musik schreiben, in der sich zwei Musikkulturen begegnen, brechen, verschmelzen.

In dem Konzert zeitgenössischer koreanischer Musik, das vom Haus der Kulturen der Welt zusammen mit der Isang Yun-Gesellschaft veranstaltet wurde, ließ sich vor allem eine interessante Erfahrung machen: mit welcher Souveränität die Musiker der traditionellen koreanischen Instrumente mit der komponierten neuen Musik umgingen.Dafür gibt es zwei Erklärungen.Die eine: Manche Komponisten, so etwa Sngkn Kim, der hier auch die koreanische Holzquerflöte Taegum spielte, sind selber auch in der Tradition der Hofmusik ausgebildet worden; später studierte Kim bei György Kurtag und Paul-Heinz Dittrich.Seine "Music for four Instruments", eine stilisierte Hofmusik von schlichter Poesie, ist in der Auslotung der Dramatik, die ein einzelner Ton enthalten kann, der Musik Kurtags nicht so fern.Die zweite Erklärung für den souveränen Umgang der traditionell ausgebildeten Musiker mit neuer Musik findet man darin, daß für manche Instrumente, so etwa die Wölbbrettzither Kayagum, durch deren komponierende Interpreten selbst ein eigenes, auf das Instrument gerichtetes, in Korea sehr populäres Repertoire entstanden ist, das vom streng Traditionellen bis zu gemäßigter Moderne und virtuosem Kitsch fast alle Genres abdeckt.

Jyong Ji, die Kayagum-Interpretin dieses Abends, hatte daher auch mit der zweiten Uraufführung, der schwierigen Partitur von Bonu Koos "nah/fern" für Streichtrio und Kayagum keine Schwierigkeiten.Koo, in Seoul und Stuttgart ausgebildet und heute in Seoul lehrend, steht jeder Art von Exotik recht fern.Sein Quartett bewegt sich in Andeutungen und ironischen Brechungen, sucht eher permanente Verwandlung als Identifikation.

Hier artikulierte sich die Wanderung zwischen zwei Welten definitiv anders als in der humanistisch getönten Verschmelzungsidee der Musik von Isang Yun, in dessen "Kontraste I" für Violine Kolja Lessings Pizzicato-Spiel intensive Nähe zum Kayagum spüren ließ - eine Interpretation von großer Überzeugungskraft, die dem das Konzert allzu robust abschließenden Quartett Yuns für Oboe (Burkhard Glaetzner) und Streicher doch abging.

MARTIN WILKENING

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