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Der Osterhase durfte am Kreuz hängen - aber musste er das auch?

© Tsp

Anzeigen gegen "heute-show": Oliver Welke durfte Plüsch-Hasen kreuzigen

Geschmacklosigkeit erfüllt noch keinen Strafbestand: Die Staatsanwaltschaft Mainz leitet kein Ermittlungsverfahren ein wegen einer Osterhasen-Kreuzigung in der "heute-show".

Die Staatsanwaltschaft Mainz wird nicht wegen eines ans Kreuz genagelten Plüsch-Osterhasen gegen die Macher der ZDF-„heute-show“ vom 6. April ermitteln. Bei dem Satirebeitrag, gegen den mehrere Strafanzeigen erstattet worden waren, sei kein Anfangsverdacht einer Straftat erkennbar, teilte die Mainzer Leitende Oberstaatsanwältin Andrea Keller mit. Dass die Sendung von einigen gläubigen Christen als geschmacklos empfunden worden sei, reiche nicht aus, um einen Straftatbestand zu erfüllen. Seit dem 12. April 2018 waren bei der Staatsanwaltschaft mehrere Strafanzeigen von Privatpersonen gegen Welke eingegangen.

Strafbar wäre die Satire der „heute-show“ nur dann gewesen, wenn die Äußerungen den öffentlichen Frieden gestört hätten, erklärte Keller. Das wäre der Fall gewesen, wenn bei Zuschauern der Sendung beispielsweise Intoleranz gegenüber dem Christentum gefördert worden wäre oder Christen den Eindruck erhalten hätten, ihre religiösen Gefühle würden in Deutschland nicht mehr respektiert. Ein solcher „beschimpfender Charakter im strafrechtlichen Sinne“ liege aber nicht vor. Die Äußerungen von „heute-show“-Moderator Oliver Welke seien „offenkundig abwegig“ und „erkennbar ironisch“ gewesen.

Kunstfigur des Osterhasen gehört nicht zu Glaubensinhalten

„Der Beitrag verfolgt nicht die Absicht, die Inhalte eines religiösen Bekenntnisses zu beschimpfen oder verächtlich zu machen“, heißt es in der Presseerklärung der Staatsanwaltschaft. Im Gegenteil sollte durch die Darstellungen deutlich gemacht werden, dass „die Kunstfigur des 'Osterhasen' gerade nicht zu den Glaubensinhalten des Christentums gehören dürfte“.

Welke hatte in seiner Sendung vom 6. April die vermeintliche Affäre um Schokoladen-Hasen der Firma Lindt aufgegriffen, die wenige Tage zuvor im Internet hohe Wellen geschlagen hatte. Die Süßigkeiten waren auf Kassenbons als „Traditionshasen“ gekennzeichnet worden, was unter anderem die frühere CDU-Politikerin Erika Steinbach und der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen als Angriff auf deutsche Traditionen und eine Unterwerfung unter den Islam interpretierten. Tatsächlich wird die Schoko-Figur bereits seit mehr als einem halben Jahrhundert produziert und deshalb seit über 20 Jahren unter der nun angefeindeten Bezeichnung verkauft.

In der Sendung spottete Welke, der Osterhase sei bekanntlich „die zentrale Figur der christlichen Mythologie“. Dazu wurde ein Bild vom letzten Abendmahl eingeblendet, bei dem Jesus durch einen Hasen ersetzt war. Anschließend war ein Hase zu sehen, der an seinen langen Plüschohren ans Kreuz genagelt wurde und schließlich aus einem Osterei aufersteht. (mit epd und KNA)

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