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Soll das WM-Achtelfinale wirklich der Schlusspunkt für ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann sein?

© ZDF

Update

ZDF-Kommentatorin: Der Hetze zum Trotz: Claudia Neumann ins WM-Finale!

Das ZDF sollte eine einmalige Chance nicht verpassen und Claudia Neumann als Kommentatorin des WM-Finales einsetzen. Ein Kommentar.

Das kann sich Claudia Neumann schon jetzt auf die Habenseite schreiben. Die ZDF-Kommentatorin ist bei der Fußball-WM weiter gekommen als die deutsche Nationalmannschaft. Bei Jogis Jungens war mit der Gruppenphase Schluss. Die Kicker hatten nur drei Auftritte, während die ZDF-Mitarbeiterin den Achtelfinal-Krimi Belgien gegen Japan kommentieren konnte. Und die Behauptung darf aufgestellt werden: Claudia Neumann war deutlich stärker in Form als Neuer, Hummels und der ganze große Löw-Rest.

Und jetzt? Schon das Viertelfinale im ZDF am Freitag ist Männersache. Oliver Schmidt und Béla Réthy kommentieren, nach ZDF-Auskunft sind sie auch für Halbfinale und Finale gesetzt. Es sei frühzeitig bekannt gewesen, dass nach dem Achtelfinale aus der Viererbande am ZDF-Mikrofon ein Duo wird. Das Leistungsprinzip habe über die Auswahl entschieden. Hm.

Frühzeitig, das heißt: vor der WM. Aber dann kamen das Turnier, Claudia Neumann und die Hetzer. Diese trieben es so hämisch und schäbig, dass das ZDF zwei von ihnen angezeigt hat. Überhaupt das Zweite: Es hat sich vor, hinter und neben die Mitarbeiterin gestellt.

Claudia Neumann wurde nicht im Stich gelassen, sie durfte sich mehr als ermutigt fühlen. Schon das Achtelfinale war ein Zeichen. Neumann rechtfertigt ihre Einsätze, nicht weil sie überragend, sondern ein bisschen anders ist und das Prinzip Nur-Männer-können-Männerfußball-kommentieren durchbricht. Künftig sollte es reichen, wenn Männer besser Männerfußball spielen können. Und eine Frauenstimme ist wahrlich kein Argument gegen einen Frauen-Kommentar.

Das ZDF sollte all seinen Mut zusammennehmen

Weshalb das ZDF erneut all seine Courage zusammennehmen und Claudia Neumann als Kommentatorin fürs Finale am 14. Juli benennen sollte. Jedes Ereignis hat sein Momentum, Neumann bei der WM ist eines. Klar, jetzt werden die (meisten) männlichen Fußball-Fans Schweißflecken unterm Trikot bekommen.

Es muss sein. Mancher Widerstand ist durch Überraschung zu überwinden, manche Bresche muss mit Gewalt geschlagen werden, damit andere hindurchkommen können. Die Bresche ist’s, nicht unbedingt die Breschenschlagerin. Wenn es eine Bundeskanzlerin Angela Merkel im 13. Regierungsjahr gibt, dann kann es 2018 erstmals eine WM-Final-Kommentatorin Claudia Neumann geben. Alles ist andere ist so Seehofer.

Claudia Neumann äußert sich in der aktuellen Ausgabe der "Zeit" zu den Beleidigungen: „Ich finde das einfach grauenvoll. Diese Art von Kommunikation und falschem Demokratieverständnis, die sich durch die sozialen Medien frisst, ist grauenvoll. Man kann den Menschen nur immer wieder zurufen: Geht länger zur Schule. Bildet euch weiter, erweitert euren Bewusstseinshorizont, dann lernt man auch andere Haltungen zu tolerieren. Ohne da irgendjemandem zu nahe treten zu wollen: Aber das ist einfach nicht meine Welt. Und auch kein Claudia-Neumann-Problem, sondern ein gesellschaftliches Phänomen.“ Es gehe, so Neumann, bei der Kritik nicht um sie als Person, „sondern darum, dass sich Frauen erdreisten, in exponierten Positionen im Fußball aufzutauchen. Die Hetzer kennen mich ja nicht.“

Neumann: "Jedes Anderssein geht ihnen gegen den Strich"

Neumann hat auch eine Erklärung dafür, warum im Fußball gesellschaftliche Entwicklungen so spät ankommen: „Vielleicht brauchen Männer ihre kleine Oase des Rückzugs, in der man sie Kind sein lässt.“ Und weiter: „Gewissen Menschen scheint zumindest jegliche Form des Anstands abhandengekommen zu sein. Jedes Anderssein geht ihnen gegen den Strich. (…) Ob es weibliche Kommentatoren sind oder homosexuelle Spieler, Fußballer mit Migrationshintergrund – manche Menschen scheinen nicht akzeptieren zu wollen, dass ihnen das Altbekannte abhandenkommt.“

Außerdem hat die Kommentatorin einen Tipp für all diejenigen, die lieber einer Männerstimme zuhören: „Das ist doch auch ihr gutes Recht. Es gibt auch Frauen, die lieber Béla Réthy zuhören als mir. Das ärgert mich nicht. Solange die Kritik nicht persönlich wird, soll auch jeder seinen Unmut äußern. Ich denke dann: Schaltet doch einfach den Ton aus, wenn es euch stört.“

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