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Meinung: … China

aass erklärt, warum ein internationaler Toilettenkongress in Peking für Furore sorgt Reisende erinnern sich meist mit Schrecken an Toiletten in China. Es fängt mit den Bordtoiletten auf dem Hinflug an: Weil Chinesen ihr Geschäft lieber in der Hocke verrichten, findet man auf den Klobrillen oft Schuhabdrücke.

aass erklärt, warum ein internationaler Toilettenkongress in Peking für Furore sorgt Reisende erinnern sich meist mit Schrecken an Toiletten in China. Es fängt mit den Bordtoiletten auf dem Hinflug an: Weil Chinesen ihr Geschäft lieber in der Hocke verrichten, findet man auf den Klobrillen oft Schuhabdrücke. In China selbst sind öffentliche Toiletten meist so dreckig und übel riechend, dass manche Besucher tagelang auf Erleichterung verzichten. Das soll nun anders werden: Kommende Woche tagt in Peking der „Welt-Toiletten-Gipfel“. Der Kongress, zu dem rund 400 Wissenschaftler, Sanitärexperten und Toilettendesigner aus 19 Ländern anreisen, findet erstmals in China statt. Die Staatszeitungen berichten schon im Vorfeld darüber. Im Internet gibt es Diskussionsforen. „Endlich greift China ein chronisches und weit verbreitetes Problem an“, kommentiert die Regierungszeitschrift „Beijing Review“.

Nach drei Jahrzehnten Wirtschaftsreformen führen Millionen Chinesen heute äußerlich einen modernen westlichen Lebensstil. Sie wohnen in modernen Häusern, besitzen Fernseher und Handys, viele sparen auf das erste Auto. Im Sanitärbereich ist China jedoch noch in der Steinzeit. Selbst in großen Städten bestehen Toiletten meist nur aus einem Loch im Boden. Eine Spülung gibt es nicht, ebenso wenig wie Trennwände. Wenn ein ausländischer Besucher eine Gemeinschaftstoilette aufsucht, ist er schnell von neugierigen Chinesen umringt. Wann hat man schon einmal Gelegenheit, einen Westler mit heruntergelassenen Hosen zu sehen?

Vor zehn Jahren startete Peking die erste „Toilettenrevolution“. Verbessert hat sich seitdem kaum etwas. Auch die Einführung von Sterne-Kategorien für Toiletten half wenig. Am Platz des Himmlischen Friedens gibt es seit vergangenem Jahr eine Fünf-Sterne-Toilette mit Marmorböden, Fernsehern und Handtrocknern. Bis zur Olympiade 2008 will Peking acht Millionen Euro in die Renovierung von 400 städtischen Toiletten investieren. „Toiletten repräsentieren den Grad der materiellen und geistigen Zivilisation einer Gesellschaft“, sagt Yu Debin, Vizedirektor der Pekinger Tourismusbehörde. Mit dem „Welt-Toiletten-Kongress“ soll China nun im WC-Bereich den Anschluss an die Weltspitze schaffen. Immerhin werden laut Webseite die „Movers and Shakers“ der Toilettenindustrie erwartet. Auf der dreitägigen Tagung wird nicht nur die „Toilette des Jahres“ gewählt. Die Delegierten hören Vorträge zu Themen wie „Die Toiletten als Marketinginstrument“ und „Return on Investment bei Toiletten“. Für die ganz Mutigen werden auch Exkursionen angeboten – zu öffentlichen WCs in Peking.

Harald M

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