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Meinung: „Alle meine Besorgnisse, ...

… das Mahnmal könnte zu monumental werden, sind verschwunden.“ Die kleine Genugtuung hat ihr schon das Richtfest vor einem Jahr verschafft, als das Mahnmal mit der Aufrichtung der letzten Stele den Schritt in die Berliner Wirklichkeit tat.

… das Mahnmal könnte zu monumental werden, sind verschwunden.“

Die kleine Genugtuung hat ihr schon das Richtfest vor einem Jahr verschafft, als das Mahnmal mit der Aufrichtung der letzten Stele den Schritt in die Berliner Wirklichkeit tat. Wie sehr muss es Lea Rosh erst befriedigen, dass nun, da es eingeweiht wird, die große Welle der Bekehrungen rollt. Nicht alle, aber ziemlich viele, die lange nicht genug tun konnten, dem Mahnmal dunkle Prognosen und abfällige Urteile anzuhängen – oft mit an den Haaren herbeigezogenen Argumenten –, sind dabei, ihren Frieden mit ihm zu machen. Und etlichen geht nun sogar auf, dass die lange Auseinandersetzung ein erstaunliches, nämlich eindrucksvolles Ergebnis gefunden hat.

Das mag vor allem an dem Entwurf des Architekten Peter Eisenman liegen, zu dem das Auswahlverfahren mäandernd hingefunden hat. Aber unbestreitbar bleibt, dass es das Mahnmal ohne Lea Rosh nicht gäbe. Und vielleicht sollte man sich gerade an diesem Tag, an dem die versöhnenden Gesten überwiegen werden, zu der Einsicht durchringen, dass ihre bekannte und berüchtigte Fähigkeit zur Penetranz ihren Anteil daran hat. Ein solches gewagtes, gewaltiges, auch etwas gewaltsames Unterfangen ist wohl nicht anders vom Gedanken zur Wirklichkeit zu bringen.

Immerhin sollte heute auch in Erinnerung gerufen werden, dass dieser Gedanke im oft verachteten Milieu West-Berlins entstanden ist. Zu dem gehört die Journalistin, die ihre Karriere bei Rias und SFB begonnen hat und – trotz Stationen in Hamburg, Bremen und Niedersachsen – ihr Standbein immer in dieser Stadt hatte. Hier bildete sich Anfang 1989 mit ihr an der Spitze die Initiative „Perspektive Berlin“ für ein Mahnmal. Aus ihr ging der Förderkreis hervor, der das Projekt zusammen mit Berlin und dem Bund auf den Weg brachte.

Nicht weniger als 17 Jahre also hat Lea Rosh, inzwischen 68 Jahre alt, mit diesem Vorhaben zugebracht: ein Kriegskind, der Vater gefallen, bürgerlicher Hintergrund, aber aufgewachsen mit der ärmlichen Erfahrung der Nachkriegsjahre. Doch als intellektueller Person ist sie ein Kind der Auseinandersetzung mit der jüngsten Vergangenheit seit den 60er Jahren. Gelegentlich schien es, dass sie das große Vorhaben, das sie mit ihrem nervenden Engagement vorangebracht hat, mit ebendiesem Engagement auch wieder zerstören könnte. Nun, Ehre, wem Ehre gebührt, hat sie ihr Ziel erreicht.

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