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Meinung: Am besten auf Mandarin

„Englisch für alle“ von Alexander Kekulé vom 28. Februar Den Einlassungen des genialischen Menschen Alexander S.

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„Englisch für alle“ von Alexander Kekulé vom 28. Februar

Den Einlassungen des genialischen Menschen Alexander S. Kekule zur optimalen Sprachlichkeit Deutschlands kann ich mich nur begeistert anschließen und fordere hiermit den Tagesspiegel dringend auf, umgehend zweisprachig zu erscheinen. Allerdings dürfte die Einführung von Mandarin als zweiter Staatssprache in Anbetracht der weltweiten Wirtschafsdynamiken weitaus eher im ureigensten Interesse Deutschlands liegen, als auf das insgesamt doch eher vergehenden Zeiten verhaftete Englisch zurückzugreifen. Für den Anfang also bitte wenigstens die zukünftigen Beiträge Alexander S. Kekulés im Tagesspiegel auf Mandarin ausgeben - nicht nur der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zuliebe!

Florian Dieckmann, Berlin-Friedenau

Zunächst klingt das alles vernünftig: unsere lieben Kleinen, die bei Mama und Papa zu Hause das gute Deutsch hören und sprechen, lernen spielerisch schon in der Kinderkrippe das für ihre Zukunft als Banker, Unternehmenschefs und Wissenschaftler so wichtige Englisch. Da flutscht die Karriere nur so, und die hier weilenden „Topmanager" sind dann auch glücklich, weil sie nicht mehr von der Sprache der Eingeborenen belästigt werden.

Nur, damit das tatsächlich funktioniert, müssten in den Tausenden von – ja erst noch zu schaffenden – deutschen Krippen und Kitas echte Muttersprachler – native speakers - angeheuert werden, Tausende von amerikanischen und britischen KindergärtnerInnen. Andernfalls ist dringend von dem Kindergartenenglisch – ebenso wie übrigens vom Frühenglischen in der Grundschule - abzuraten: den berlinernden, schwäbelnden, sächselnden Akzent kriegt man aus den bedauernswerten Kinderchen nie wieder raus. Frühenglisch soll ja - so jedenfalls steht zu befürchten – nachhaltig sein! Aber die Vorannahme, die Herr Kekulé macht, stimmt ja auch nicht, nämlich, dass die Kindergartenkinder das gute Deutsch bei Papa und Mama lernen. In welchem Land lebt der Mann eigentlich? Die Muttersprachen der meisten Kinder dieses Landes sind einerseits deutsche Dialekte wie Schwäbisch, Berlinisch, Hessisch etc. und andererseits Sprachen wie Türkisch, Arabisch, Albanisch etc.

Die Pisa-Erhebung hat ergeben, dass die Kinder in diesem Land die Standardsprache dieses Landes unzureichend beherrschen und daher in ihrer intellektuellen Entwicklung zurückbleiben. Diese Sprache ist das Deutsche, und in den Kindergärten und Schulen muss zunächst einmal die (noch) geltende Landessprache Deutsch gelehrt werden. Das können die KindergärtnerInnen und LehrerInnen schon. In Kindergärten und Schulen werden die „Deutschen" zweisprachig, Englisch ist also meistens die dritte Sprache, vielleicht ein bisschen viel für den Kindergarten? Außerdem rennt der Mann offene Türen ein (auch hier wieder: Wo lebt der Mann denn?): Englisch für alle ist seit Jahren Realität in Deutschland. Ich kenne keinen Deutschen unter 60, der nicht des Englischen - in verschiedenem Maße natürlich – mächtig wäre. Vermutlich können es die Schweden besser, irgendjemand kann es immer besser. In den letzten sechzig Jahren hat das deutsche Volk Englisch gelernt, es ist seit Jahrzehnten in allen Schultypen Pflicht. Statt noch mehr davon zu fordern, ist es vielleicht an der Zeit festzustellen, dass es eigentlich reicht.

Prof. Dr. Jürgen Trabant,

Berlin-Schmargendorf

Das flammende Plädoyer für frühsprachliche Erziehung im Kindergarten ist begrüßenswert, denn seit langem ist bekannt, dass gerade im Vorschulalter der Wissenszuwachs enorm ist. Der richtige Zeitpunkt also. auch eine zweite Fremdsprache zu lernen. Warum jedoch unbedingt Englisch? Englisch hört, liest und sieht man ständig, man kann der englischen Sprache im Alltag einfach nicht aus dem Wege gehen.Was spricht also dagegen, die Sprache im Vorschulalter zu erwerben, die weniger vertraut, grammatikalisch vorerst schwieriger, von Intonation und Klang eher fremd ist? Die Sprache unseres direkt angrenzenden Nachbarlandes – Französisch.

Die Schüler, die Französisch ab der 3. Klasse oder sogar in manchen Grundschulen ab der 1. Klasse gelernt haben, haben eine perfekte Aussprache, eine Intonation wie ein echter Franzose; die Kinder, die Französisch bereits in den Kindergärten lernen, trällern französische Schlafliedchen,während sich Jugendliche in der Pubertät ungemein schwerer mit dem fremden Klang, der Grammatik und Schreibweise tun.Im „globalen Wettbewerb“ ist Englisch sowieso Pflicht, weshalb dann nicht der Hang zum Besonderen, der Sprache, die nicht jeder spricht?

Beate Offrich, Berlin-Friedenau

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