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Meinung: Auf dem Weg zum Bauernverband

WIEVIEL GEWERKSCHAFT BRAUCHT DAS LAND?

Wer schafft es in Deutschland, an einem verregneten arbeitsfreien Sonntag 20000 Menschen für eine Demonstration zu mobilisieren? Die Gewerkschaften, wie an diesem Sonntag die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, haben damit wenig Probleme. Obwohl ihre Mitgliederzahlen sinken, schaffen sie es immer noch am effizientesten von allen Interessenverbänden, sich Gehör zu verschaffen. Das gefällt der interessenpolitischen Konkurrenz nicht. Immer lauter beklagen Unternehmerverbände, FDP und CDU-Politiker, dass der Einfluss der Gewerkschaften gemessen an ihrer Mitgliederzahl zu hoch sei. Mit derselben Begründung könnten sie auch den Bauernverband, die Bergleute, die Kirchen, sogar ihre eigenen Unternehmer- und Arbeitgeberverbände angreifen. In all diesen Fällen steht die politische Bedeutung in keinem realistischen Zusammenhang mehr mit den Mitgliederzahlen. Doch die Gewerkschaften profitieren weniger von der zeitlichen Verzögerung, mit der Organisationen unwichtiger werden, deren Basis längst geschwunden ist. Sie profitieren von ihrem einzigartigen Schutz: dem Monopol für Tarifverhandlungen. Das begründet das enorme Gewicht der Arbeitnehmerorganisationen. Doch ist es immer nur eine geliehene Macht. Dem Mitgliederschwund eines Verbandes folgt irgendwann zwangsläufig die politische Deregulierung seiner Interessen. Der Bauernverband hat das erfahren müssen. Die Gewerkschaften wären gut beraten, schneller zu lernen. uwe

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