Europawahl (3): Silvio Berlusconi: Bocksgesang
Alles haben sie ihm verziehen: seine falschen Versprechungen, seine Misswirtschaft, seine Selbstherrlichkeit, seine Anmaßungen. Der Stern des Silvio Berlusconi stieg und stieg, und mit ihm die Zustimmung der Italiener zu seiner Politik – 65 Prozent, 70 Prozent, 75 Prozent.
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Alles haben sie ihm verziehen: seine falschen Versprechungen, seine Misswirtschaft, seine Selbstherrlichkeit, seine Anmaßungen. Der Stern des Silvio Berlusconi stieg und stieg, und mit ihm die Zustimmung der Italiener zu seiner Politik – 65 Prozent, 70 Prozent, 75 Prozent. Selbst als diverse Frauengeschichten ruchbar wurden und der Premier durch immer mehr schlüpfrige Sprüche auffällig wurde, tat das seiner Popularität keinen Abbruch. Im Gegenteil: Ist doch einer von uns, hieß es allenthalben, ist doch nur eine kleine Schwäche. Pazienza! Welcher italienische Mann teilte diese Schwäche nicht? Nun aber könnte es sein, dass der Ministerpräsident überdreht hat. Denn was in den letzten Wochen an Pikanterien publik wurde, überraschte nun doch. Erst die Showgirls, die Berlusconi ins EU-Parlament bringen wollte, dann die Gerüchte um eine Liebesbeziehung zu einer Minderjährigen und jetzt auch noch die drastischen Nacktfotos von einer Party auf Berlusconis Anwesen in Sardinien. Ein anschwellender Bocksgesang sozusagen. Das, könnten selbst die Wohlmeinenden sagen, geht zu weit. Die Anzüglichkeiten eines alternden Erotomanen lassen sich hinnehmen, fotografisch dokumentierte Orgien weniger. Unter solchen Vorzeichen ist nun die Europawahl, von der sich Berlusconi ein wahrhaftiges Plebiszit, ein Traumergebnis erhoffen durfte, zu einer spannenden Volksbefragung geraten: Ist die Geduld der Italiener zu Ende? pro
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