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Meinung: Brutal normal

PROTESTE GEGEN BERLINS SPARPOLITIK

Der Mann hat Mut: Sechshundert Personalräte tobten am Dienstag bei einer Protestversammlung in Berlin, und mittendrin stand ruhig Finanzsenator Sarrazin, ihr Feind. Aber ist er das überhaupt: ihr Feind? Am selben Tag schleppte Sarrazin mit dem „zentralen Stellenpool“ einen weiteren Stein für den Umbau des öffentlichen Dienstes durch den Senat, und so langsam werden die künftigen Konturen selbst für Berufsblinde sichtbar. Kleiner wird er sein, der öffentliche Dienst, das ganz gewiss, aber auch effektiver – und deshalb attraktiver, selbst für das Personal und dessen Räte. Passende Weiterbildung, gute Vermittlung, gezielter Einsatz, gekonnter Ausgleich, kürzere Wartezeiten – das kommt allen entgegen: den Dienstleistern ebenso wie den zahlenden Kunden. Aus Sicht der Betroffenen mag der Senator brutal erscheinen: Er geht an ihr Geld. Aber Sarrazin verwaltet das Vermögen aller Berliner, und darüber ist er Rechenschaft schuldig, dafür trägt er Verantwortung. Sagten wir gerade: Vermögen? Eben, da ist ja nichts mehr. Der Mut des Senators speist sich also aus Dreierlei: der Verzweiflung, der Alternativlosigkeit und dem Bewusstsein, genau jetzt das richtige zu tun. Wann auch sonst? Es ist schon genug Zeit vertrödelt worden. Noch gibt es die Chance, den Umbau zu gestalten. Wer weiter wartet, vertrocknet. lom

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