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Meinung: Chancen des Neuanfangs

„Chefin der zentralen Bibliothek geht“ vom 7. März Sie berichten, dass die Chefin der Zentral- und Landesbibliothek, Claudia Lux, aufhört und dass die ZLB mitteilt, „sie habe … das Haus weit über die Stadt hinaus bekannt gemacht“.

„Chefin der zentralen Bibliothek geht“

vom 7. März

Sie berichten, dass die Chefin der Zentral- und Landesbibliothek, Claudia Lux, aufhört und dass die ZLB mitteilt, „sie habe … das Haus weit über die Stadt hinaus bekannt gemacht“. Das klingt fast, als ob diese Institution in der „Vor-Lux-

Zeit“ unbedeutend oder mittelmäßig in Funktion und Auswirkung war. Im Gegenteil wurden beide Häuser, die die ZLB bilden, die Amerika-Gedenkbibliothek am Blücherplatz und die Stadtbibliothek in der Breite Straße, ohne Zweifel national und international als führende und wegweisende Einrichtungen schon im ost- und westdeutschen Bibliothekswesen hoch geschätzt. Dies ist sicherlich damals wie auch heute vor allem nicht der Direktion zu verdanken, sondern der Leistung normalsterblicher Bibliothekarinnen und Bibliothekare, die über die letzten drei Jahrzehnte zusehen mussten, wie ihre Arbeit durch interne Fehlplanung und fehlende Unterstützung der Berliner Politik erschwert wurde. Ein Beispiel: Die Musikabteilung der Amerika-Gedenkbibliothek führt heute ein Schattendasein gemessen an jener, die ich mit Stolz auf dem internationalen Musikbibliothekskongress in Amsterdam 1987 vorgestellt habe, mit ihren einmaligen Musikbeständen, Übungsräumen und einem Auditorium im Hause, das für Konzerte zur Verfügung stand(!). Man kann nun wegen des offensichtlich persönlichen Einsatzes des höchsten politischen Amtes des Landes, der den wahren Stellenwert dieser Bibliothek erkennt, auf Folgendes hoffen: Erstens, dass das irrsinnige Konzept, einen Teil des Bestandes ins neu geplante Schloss zu integrieren, hoffentlich mit dem Weggang von Frau Lux endgültig vom Tisch ist, und zweitens, dass man diese einmalige Chance des Neuanfangs nutzt.

Endlich kann man in Berlin eine Zentralbibliothek einrichten, die beide hervorragenden Bestände optimal unter ein Dach bringt, die in erster Linie den Bedürfnissen der Berliner Bevölkerung nachkommt und eine zukunftsweisende Rolle in der Informationsbeschaffung übernimmt. Und das in einer Zeit, in der Bibliotheken eher geschlossen werden.

Ken Nein, President,

Public Libraries Branch, 1987–1989

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