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Narendra Modi

© dpa

Wahlen in Indien: Delhi soll Dubai werden

Indien wählt einen Unternehmer – weil er die Hoffnung auf Wohlstand weckt. Doch Politik ist mehr als gute Wirtschaftsdaten.

Das Wahlergebnis wirkt wie ein Donnerhall. Die Inder wollten wählen – mit 66 Prozent war die Wahlbeteiligung so hoch wie noch nie in dem riesigen Land. Und sie haben für einen klaren Wechsel votiert: für Narendra Modi, den Hindu-Nationalisten aus Gujarat. Und der Mann von politisch durchaus zweifelhaftem Ruf, den viele westliche Politiker lange gemieden haben, soll auch gleich allein regieren dürfen, so legen es die Auszählungsergebnisse nahe. Mancher mag sich fragen: Spinnen die Inder?

Zunächst einmal macht das Mehrheitswahlrecht den Sieg größer, als er ist, Modis Partei hat 33 Prozent der Stimmen bekommen. Aber die abgewirtschaftete Kongresspartei des Gandhi-Clans eben nur noch 20 Prozent. Sie haben es zu weit getrieben und ihr Kandidat einen wenig überzeugenden Wahlkampf geliefert.

Modi hingegen hat sich inszeniert. Er hat Hoffnungen geweckt, dass es mit dem riesigen Land mit den mindestens ebenso großen Problemen endlich aufwärts geht. Dabei hat er geschickt versucht, seine dubiose Rolle bei den anti- muslimischen Pogromen 2002 vergessen zu machen. Sogar den Nationalhelden Mahatma Gandhi hat er für sich in Anspruch genommen. Narendra Modi hat sich pompös als die Hoffnung des im Schatten Chinas stehenden Subkontinents auf Wohlstand aufgebaut.

Auch für all die hunderte Millionen Armen. Denn in seinem Bundesstaat geht es seit Jahren bilderbuchartig voran. Besuchern in seinem hoch gesicherten wie auch eher kühl-modern gehaltenen Regierungssitz zeigt der bisherige Chief Minister schon länger gern perfekt gestylte Videos über seine „Wachstumsmaschine Indiens“, wo es sich „wie in Dubai leben“ lasse. Er führt seinen Bundesstaat wie ein gut gehendes Unternehmen, dessen Chef Korruption nicht nötig hat. Von diesem Kuchen wollen auch andere Inder gern kosten, Unternehmer wie Arbeitnehmer.

Doch Politik ist mehr als gute Wirtschaftsdaten. Indien liegt in einer unruhigen Weltregion. Mit dem Atom-Nachbarn Pakistan hat es in den vergangenen Jahren durchaus Annäherungen gegeben. Nicht zuletzt hofft auch der dort inzwischen regierende Premier Nawaz Sharif, viele Probleme des Landes über gute Wirtschaftsdaten zu lösen. Im Moment aber hat seine Regierung doch sehr viel mehr Probleme mit Extremisten, als sie gedacht hatte. Sharif hat sein Versprechen bisher nicht einlösen können.

Es könnte einen positiven Schub weit über die Wirtschaftsbeziehungen hinaus geben, wenn die beiden so wirtschaftlich geprägten Männer in Islamabad und Neu Delhi endlich die Annäherung ihrer Länder suchten. Aber es wäre ein Fiasko weit über den Subkontinent hinaus, sollte Modi seine Macht nutzen, religiösem Nationalismus das Feld zu bereiten.

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