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Meinung: Der Nächste muss zum Hindukusch

Regierungen lieben das Eigenlob, Rot-Grün ist da auch nicht anders. Der Balkan-Stabilitätspakt war eine deutsche Erfindung, werden Kabinettsmitglieder nicht müde zu betonen.

Regierungen lieben das Eigenlob, Rot-Grün ist da auch nicht anders. Der Balkan-Stabilitätspakt war eine deutsche Erfindung, werden Kabinettsmitglieder nicht müde zu betonen. Gerhard Schröder sagt von sich aber auch, er sei der Kanzler aufgeklärter Eigeninterressen. Für beides finden sich jetzt neue Indizien. Michael Steiner, sein anlässlich der Kaviar-Affäre zurückgetretener außenpolitischer Berater, soll nun doch nicht deutscher Botschafter in Warschau werden, sondern UN-Verwalter des Kosovo. Zeichnet sich da etwa eine methodische Karrierepolitik des Kanzleramtes ab? Schon für Bodo Hombach galt: in Berlin gescheitert, auf dem Balkan promoviert. Eines unterscheidet die beiden freilich. Für Michael Steiner wäre dieser Posten die späte Erfüllung eines Wunsches. Er wollte schon Mitte der 90er Jahre Bosnien-Beauftragter werden, doch die Regierung Kohl / Kinkel schreckte damals vor dem politischen Risiko zurück: Sie war sich nicht sicher, dass die Friedensmission ein Erfolg wird, und ein Scheitern wollte sie nicht mit deutscher Führung verbunden wissen. Schröder ist weniger risokoscheu - und wenn Steiner das UN-Amt bekommen sollte, darf man im Zweifel darauf wetten, dass er einen Erfolg daraus machen wird und ihn gut zu vermarkten versteht. Das sollte freilich kein Grund für amtsmüde Kabinettsmitglieder sein, ihm nachzueifern. Denn der nächste, der fliegt, sei gewarnt: Auf ihn wartet nicht Prishtina, sondern Kabul.

cvm

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