PORTRÄT LUCY REDLER LINKSPARTEI-NEUMITGLIED:: „Die Partei weiter nach links drücken“
Sie hat wie jedes Neumitglied ein offizielles Begrüßungsschreiben der Partei bekommen und eine Einladung zur nächsten Mitgliederversammlung. Da will Lucy Redler auch hingehen – falls nicht doch noch jemand in der Linkspartei Widerspruch einlegt.
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Sie hat wie jedes Neumitglied ein offizielles Begrüßungsschreiben der Partei bekommen und eine Einladung zur nächsten Mitgliederversammlung. Da will Lucy Redler auch hingehen – falls nicht doch noch jemand in der Linkspartei Widerspruch einlegt. Denn Redler, die vor zwei Wochen im Bezirksverband Neukölln in die Partei Die Linke eingetreten ist, ist nicht die Art von Genossin, über deren Mitwirken sich die Berliner Parteifreunde von Gregor Gysi und Oskar Lafontaine besonders freuen.
Im Gegenteil. Seitdem die Sozialökonomin vor zwei Jahren als Spitzenkandidatin der damals noch nicht mit der PDS zur Linken fusionierten Protestpartei WASG bei der Abgeordnetenhauswahl antrat, an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte und die Linkspartei durch die Gründung weiterer Splittergruppen herausforderte, gilt die mediengewandte Redler als personifizierter Störfaktor links angehauchter Realpolitik im rot-roten Senat.
Das ist auch der Grund, weswegen die 29-jährige jetzt, nach jahrelangem Kampf gegen die als neo liberal angeprangerte rot-roten Koalition der Linken doch noch beigetreten ist. Die Partei stehe davor, sich durch Regierungsbeteiligungen wie in Berlin „weiter dem Establishment anzupassen“ – es gebe „aber auch die Möglichkeit, die Partei weiter nach links zu drücken“. Das will Redler nun ver suchen, zusammen mit einigen Mitstreitern ihrer trotzkistischen Gruppierung SAV (Sozialistische Alternative).
Manche ihrer Weggefährten nehmen Redler das übel. Selbst erklärte Revolutionäre und Vertreter sich noch linksradikaler als die SAV gerierender Gruppen werfen ihr vor, sich einer Partei anzuschließen, die aus ihrer Sicht für unsoziale Politik und Ausbeutung der Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes stehe – und dies durch ihr Mitwirken zu legitimieren.
Redler hingegen verteidigt ihren Parteieintritt, indem sie auf die Diskrepanz zwischen der Politik der Linken in der Berliner Koalition und die Parteipositionen in der Bundespolitik verweist. Da die Linke bundesweit als Opposition gegen Hartz IV, Privatisierung und den Afghanistaneinsatz wahrgenommen werde, wolle sie die Berliner Partei nun von innen verändern und eine parteiinterne „marxistische Opposition“ aufbauen.
Dass dies möglich ist, bezweifeln viele Ex-Mitstreiter. Ein Kri tiker rief Redler und anderen SAV-Genossen bei einer Diskussionsrunde kürzlich zu: „Ihr seid die Joschka Fischers von morgen!“ Lars von Törne
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