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Make me great again! Donald Trump erklärt seine Kandidatur.

© REUTERS / Foto: REUTERS/Jonathan Ernst

Die Rückkehr eines großen Versprechers : Noch immer kann dieser Mann etwas, das bisher kein anderer konnte

Donald Trump will noch ein einmal US-Präsident werden, obwohl seine Leute ihm längst den Rücken gekehrt haben. Hat der notorische Lügner noch eine Chance?

Stephan-Andreas Casdorff
Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Stand:

Es wirkte alles wie in einem B-Movie, wie die schlechte Imitation einer Clint-Eastwood-Inszenierung für den „Mann, der aufräumen will“. Viel zu viel Gold und Bling-Bling, und dann der Auftritt eines Großsprechers: Donald Trump.

Der kann es einfach nicht lassen. In zwei Jahren will er gewinnen und wieder die Supermacht USA führen. Er, der immer mehr Präsidentendarsteller als Staatsmann war. Was für eine Vorstellung.

Trump, notorischer Lügner, verfolgt von Staatsanwälten und parlamentarischen Untersuchungen, der immer noch behauptet, sie hätten ihm die Wahl 2020 gestohlen – jetzt in neuer Rolle? Nein. Er verspricht vielmehr eine Rückkehr zu dem, was ihn stark gemacht hat: Versprechungen.

Ein goldenes Zeitalter mit Frieden und Wohlstand!

Und was für welche. Ein goldenes Zeitalter mit Frieden und Wohlstand. Alles noch größer, besser und stärker. Keine Inflation, keine Einwanderung, keine Drogentoten, kein Ukraine-Krieg. Todesstrafe für Drogendealer, keine Männer im Frauensport, energieunabhängige USA, begrenzte Amtszeiten von Kongressmitgliedern und ein lebenslängliches Verbot, als Lobbyisten zu arbeiten.

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© dpa

Und in Erinnerung an 2020: der Präsident, der Wahlen sicherer macht durch Personalausweise, Papier-Stimmzettel und die Pflicht, am Wahltag wählen zu gehen und alle Stimmen auszuzählen. Seine Leute hören es gerne. Aber wie viele sind es noch?

Trump tönt von einer Bewegung, die er geschaffen habe. Ja, vor Jahren – jetzt wendet sie sich gegen ihn. Er gewann, weil er Amerika gespalten hatte; nun hat er die Republikaner gespalten, und seine Kandidaten verloren bei den Midterms.

Doch Vorsicht. Noch ist Trump nicht geschlagen. Nicht in seiner Partei, nicht von den Demokraten. Denn noch immer kann er etwas, das bisher kein anderer so kann: den Eindruck erwecken, keiner aus dem verhassten Establishment zu sein, sondern einer von draußen. Einer, den die anderen nur strafrechtlich verfolgen, weil er der Beste ist, der Schlauste. Und weil er der Mann ist, der aufräumt.

Bernie Sanders, das linke Gewissen der Nation aus Vermont, hat es so gesagt: Die Vorstellung einer weiteren Trump-Kampagne voller Lügen und Spaltung sei eine „Horrorshow“. Aber für alle, die keinen Republikaner im Weißen Haus sehen wollten, sei die Kandidatur eine gute Sache. Denkt er.

Gut 74 Millionen Amerikaner dachten schon einmal anders. So viele wählten Donald Trump 2020. Mehr als je für Barack Obama waren. Für sie ist Bernie Sanders Horror und Trash keine Schande. B-Movies werden nicht selten von mehr Leuten gut gefunden und gesehen als anspruchsvolle Filme mit differenzierter Botschaft und feingezeichneten Charakteren. Das Drehbuch für die nächste Wahl wird gerade erst geschrieben.

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