Von Stephan-Andreas Casdorff: Einkehr als Kehraus
Warum Bischof Mixa nicht mehr sehr lange im Amt sein wird
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So also sieht ein Misstrauensvotum der Geistlichkeit aus. Was die beiden Erzbischöfe Robert Zollitsch und Reinhard Marx, der eine Vorsitzende der katholischen deutschen Bischofskonferenz, der andere Chef der bayerischen Bischofskonferenz, ihrem Augsburger Amtsbruder Walter Mixa raten, klingt wie: Scher dich fort. Es wird nur feiner ausgedrückt, er soll „geistliche Einkehr und räumliche Distanz“ suchen. Dass und wie Mixa sich sperrt, macht die Reaktion seiner Pressesprecherin deutlich: Was die Herren da sagen, ist für sie eine „Meinungsäußerung“.
Mixa hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt, eindeutig nicht. Er kann von den deutschen Amtsbrüdern nicht seines Amts enthoben werden; das ist Sache Roms und dauerte lange. Aber man kann ihm auf die eine oder andere Weise den Amtsverzicht nahelegen. Auf die eine Weise ist es jetzt geschehen.
Die andere kann noch kommen. Dann nämlich, wenn der Augsburger Bischof partout nicht verstehen will, was die Glocke geschlagen hat. Mixa stellt gerade die Autorität der beiden führenden Katholiken infrage, und weil die beiden keinen Autoritätsverlust erleiden wollen, werden sie sich das nicht gefallen lassen. Zollitsch hat zwar durchaus Ansehen in der Bischofskonferenz, aber forsche Amtsbrüder wie Marx (der sich selbst Chancen auf den Vorsitz im Bundesgebiet ausgerechnet hatte), machen ihm immer wieder Druck, sich zu behaupten und zu beweisen. Marx selbst kann eben wegen seiner Ambitionen keine Schmälerung seines Rufs gebrauchen. Zollitsch übrigens ist als ehemaliger Personalchef eines Bistums versiert im Umgang mit Widerspenstigen. Damit erwachsen Mixa schon mal zwei große Gegner.
Ein dritter und vierter sind, was die Macht angeht, sogar noch gefährlicher. Aus dem Erzbistum Köln, dem „Rom des Nordens“, der zweitwichtigsten Diözese der Katholiken weltweit nach ebenjenem Rom, kommt die Kunde, dass Mixa aufgefordert wird, die Leitung seiner Diözese niederzulegen. Mindestens bis zur Klärung der Vorwürfe. Das wird nicht ohne Kenntnis des Kardinals Joachim Meisner geschehen sein.
Wenn sich jetzt ein so Konservativer wie Meisner vom konservativen Mixa abwendet, ist dessen Ende im Amt nur noch eine Frage der Zeit. Denn Meisner ist auch in Rom einflussreich, beim Papst, den ins Amt zu bringen er maßgeblich geholfen hat. Der Papst wiederum kann es sich nicht leisten, Mixa zu gestatten, dass er den deutschen katholischen Oberhirten noch mehr Schäfchen vertreibt.
Aber wenn das alles nichts helfen würde – dann ist da noch die Politik. Bayerns Ministerpräsident und höchster Christsozialer Horst Seehofer interessiert sich so sehr für den Fall, dass er mit der bayerischen Bischofskonferenz spricht, natürlich ohne Mixa. Was Seehofer damit sagen will, ist klar. Hinzu kommt der Bundesminister der Verteidigung. Walter Mixa, von seinem Freund „Hasi“ einst „Monsi“ genannt, ist schließlich außerdem Militärbischof. Da muss der Herr zu Guttenberg ihm nur den Handschlag verweigern, gewissermaßen auf räumliche Distanz gehen Aber es gibt einen Trost für Mixa: Bayern hat so schöne Klöster für die geistliche Einkehr.
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