zum Hauptinhalt

Meinung: Ernst ist schick

POLITISCHE BERLINALE

Stars, Spaß, Glamour: Eigentlich hätten die vergangenen beiden Wochen zwischen der Verleihung der Goldenen Kamera, der Berlinale und dem EchoPreis ganz im Zeichen des üblichen Glitzers stehen sollen. Aber es kam anders. Künstler von Weltruhm nutzten ihren Aufenthalt in Berlin und die hohe Medienaufmerksamkeit, die all die quotenträchtigen Galakulissen ihnen boten, für aufrüttelnde Friedensappelle. Wie ein roter Faden zogen sich ernste Töne durch die Rituale der Spaßgesellschaft. Die Februarwochen, in denen Berlin traditionell betäubt in den Morgen feiert, wandelten sich so plötzlich zu einem Forum neuer Nachdenklichkeit. Allen voran führte Dustin Hoffman eindrucksvoll vor, wie es gelingen kann, eine angetrunkene, aufgekratzte Partygesellschaft innerhalb von Minuten für ein ernstes Thema zu öffnen und zu fesseln. Großen, bekannten Künstlern stehen mehr Möglichkeiten zur Verfügung, Menschen für eine Idee zu begeistern und mitzureißen als Politikern. Schon wird aus Hollywood die Sorge laut, dass auch die Oscar-Verleihung für politische Statements genutzt werden könnte. Ob Auftakt- oder Testplattform: den Veranstaltungen rund um die Berlinale haben Weltstars diesmal eine ehrenvolle Rolle zugewiesen. Dabei haben sie sehr deutlich gemacht, dass eine kriegskritische Haltung absolut nichts mit Antiamerikanismus zu tun hat. Das war höchste Zeit. Angesichts der Geschichte hätten sie dafür einen besseren Ort nicht finden können. Bi

-

Zur Startseite