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Berliner S-Bahn-Chaos: Es fehlt der Glaube

Nach all den Wochen und Monaten glaubten viele Fahrgäste, schlimmer könne es bei der Berliner S-Bahn nicht mehr werden - von wegen! Und Schuld soll plötzlich der Winter sein.

Doch, es geht noch schlimmer. Am Donnerstag hat die Berliner S-Bahn erneut ihren Betrieb eingeschränkt. Nun müssen viele Fahrgäste noch länger bei klirrender Kälte auf einen Zug warten oder sich in überfüllte Waggons drängen, die dann oft auch nicht geheizt sind, falls sie nicht gerade mal wieder brennen. Und Besserung ist nicht in Sicht. Nach falsch dimensionierten Rädern und unterlassenen Wartungsarbeiten bei den Bremsen hat die S-Bahn nun einen neuen Schuldigen gefunden: das Wetter. Seit Tagen hat es nicht mehr richtig geschneit, der Sturm Daisy hat sich längst verzogen, und trotzdem sollen 100 von 630 Fahrzeugeinheiten allein witterungsbedingt ausgefallen sein – wegen defekter Fahrmotoren, verursacht durch Flugschnee und Kondenswasser. So will es uns die S-Bahn weismachen.

Allein, es fehlt der Glaube. Zu oft in den vergangenen Monaten hat die S-Bahn den Senat und die Fahrgäste hinters Licht geführt und dadurch Vertrauen verloren. Berlins Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) glaubt der Bahn nur noch, was sie tatsächlich sieht. Und sie tut gut daran. Denn: Warum fallen die Züge ausgerechnet in diesem Winter massenhaft aus? Die Behauptung, solche Winterprobleme habe es auch in der Vergangenheit gegeben, seien aber durch Reserven, die es heute nicht gebe, ausgeglichen worden, überzeugt nicht. Auch in besten Zeiten hatte die S-Bahn zuletzt nur eine Reserve von knapp 80 Fahrzeugen. Ein Ausfall von 100 wäre immer aufgefallen. Und die Industrie betont, die Fahrzeuge seien wintertauglich ausgelegt – nach den Vorgaben der Bahn.

Nein, es wird immer klarer, dass sich die S-Bahn kaputt gespart hat, um dem Bahnkonzern dank eines immensen Gewinns den Gang an die Börse zu erleichtern. Und auch im Fernverkehr der Bahn fallen, wie jetzt wieder und bereits vor Weihnachten, ICE-Züge zuhauf aus, ebenfalls angeblich wegen des Winters, der in diesem Jahr zum ersten Mal gekommen zu sein scheint. Es ist höchste Eisenbahn für den Bund, hier einzugreifen. Bevor uns die Bahn im Sommer erklärt, der Zugverkehr breche zusammen, weil überraschend die Sonne scheint.

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