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Meinung: Es soll kein Atheismus gelehrt werden

„Auch der Atheismus kann zur Religion werden“ von Klaus Mertes vom 28. Dezember Schade, dass der neue Ethikunterricht noch immer so argwöhnisch, ängstlich und ärgerlich beobachtet wird.

„Auch der Atheismus kann zur Religion werden“ von Klaus Mertes vom 28. Dezember

Schade, dass der neue Ethikunterricht noch immer so argwöhnisch, ängstlich und ärgerlich beobachtet wird. Das verzerrt und verfälscht die Wahrnehmung unnötigerweise. Das Fach Ethik in Berlin ist nämlich gerade kein „staatlich organisierter Weltanschauungsunterricht“, wie unterstellt wird. Deshalb kann er auch keine Alternative zu einem Religions- oder Weltanschauungsunterricht sein.

Die damit angesprochene Problematik betrifft im Grunde eher das seit Jahrzehnten existierende „Ersatzfach“ Ethik in den Bundesländern mit obligatorischem Religionsunterricht. Wie der Rahmenlehrplan zeigt, wird in Berlin gar nicht die Vergleichbarkeit mit den Weltanschauungsfächern gesucht und es soll auch kein Atheismus gelehrt werden. Vielmehr geht es hier offenbar vor allem um ein Einüben und Reflektieren von Denk- und Verhaltensmöglichkeiten, die ein gelingendes Zusammenleben unter den Bedingungen der religiösen und weltanschaulichen Pluralität unterstützen und fördern können. Die Pluralität wird dabei nicht als Weltanschauung erzeugt, denn diese ist gegeben, und zwar in der gegenwärtigen Vielfalt der Religionen und Weltanschauungen. Der Berliner Ethikunterricht rechnet deshalb mit dem Vorhandensein religiöser weltanschaulicher Positionen, die im besten Fall in den entsprechenden Einzelfächern durchdacht und gefestigt werden könnten.

Würden Argwohn, Angst und Ärger einmal beiseite geschoben, könnte sich zeigen, dass ein neutraler Ethikunterricht „die Vision für einen Neuaufbruch“ zu einem entschiedenen und kreativen Religions- oder Weltanschauungsunterricht vielleicht sogar unterstützt.

Klaus Eberl, Berlin-Marienfelde

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