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Meinung: „Fischer ist für die Koalition…

… zu wichtig und hält sich selbst für zu wichtig, als dass er zurücktreten würde.“ Er ist ein Gegner von Großformat, auf den ersten Blick viel zu groß für einen Eckart von Klaeden: Joschka Fischer, der Bundesaußenminister und Vizekanzler, der Liebling der Umfragenation und heimliche Grünen-Chef.

Von Robert Birnbaum

… zu wichtig und hält sich selbst für zu wichtig, als dass er zurücktreten würde.“

Er ist ein Gegner von Großformat, auf den ersten Blick viel zu groß für einen Eckart von Klaeden: Joschka Fischer, der Bundesaußenminister und Vizekanzler, der Liebling der Umfragenation und heimliche Grünen-Chef. Aber der erste Blick auf den Obmann der Union im Visa-Untersuchungsausschuss könnte täuschen.

Dieser erste Anschein nämlich zeigt eine Zweitausgabe des Rühmann’schen Gymnasiasten Pfeiffer aus der „Feuerzangenbowle“: ein freundlich-ironischer 39-Jähriger mit rundlicher Brille und verstrubbelt-korrekter Haartolle, den alle nur „Ecki“ rufen. Im Hauptberuf ist Klaeden einer der Vizefraktionsgeschäftsführer der Union. Der Job, eine Mischung aus Organisator nach innen und Wadenbeißer nach außen, hat ihn vor Jahren schon einmal zu Fischers Gegenpart gemacht: als die Opposition – vergeblich – versuchte, des Ober-Grünen Vergangenheit als rabiater Demonstrant politisch auszuschlachten.

Damals hat der Minister den lästigen Kläffer noch nicht mal ignoriert. Andere Grüne haben bedauernd den Kopf geschüttelt. Klaeden gehörte in seinen parlamentarischen Anfangsjahren zu den Jungen Wilden der CDU, die bei einem Bonner Italiener in der „Pizza-Connection“ gemeinsam mit Junggrünen Zukunftspläne schmiedeten.

Die Zeiten sind vorbei. Die CDU-Wilden sind auf ihrem Marsch durch die Institutionen in den engsten Kreis um die Fraktionschefin Angela Merkel aufgerückt: Erster Parlamentarischer Geschäftsführer, Justiziar und nun eben Klaeden als Chef-Angreifer der Union im Visa-Ausschuss. Ein, wie die Erfahrung zeigt, Posten mit Aufstiegspotenzial: Polit-Schwergewichte wie Peter Struck und Otto Schily haben so ihren Weg nach oben gefunden. Klaeden hat auf dem Gebiet noch wenig praktische Übung, dafür aber die Erfahrung aus jener ersten Konfrontation mit Fischer. Sie hat ihn etwas gelehrt, was der rot-grünen Koalition noch Kopfzerbrechen bereiten könnte: Ein Großwild wie Fischer bringt man nicht mit Munition zur Strecke, die bloß stark knallt. Einen Publikumsliebling rüde anzugehen, schlägt auf den Angreifer zurück. Die einzig erfolgversprechende Strategie besteht darin, dem Opfer sachte den Boden unter den Füssen wegzuziehen, bis es kippt oder wenigstens wankt.

Klaeden hat sich an diese Linie bisher gehalten, kühl aufgelistet, was – nicht nur aus Sicht der Union – falsch gelaufen ist in der Visa-Affäre, und nüchtern um Aufklärung ersucht. Wer ihn kennt, weiß, dass er sich da manchmal selber zügeln muss: In dem Niedersachsen steckt jede Menge Lust an Witz und Wortspiel. Öffentlich dürfte man davon in nächster Zeit aber weniger hören. Schon gar nicht, wenn Klaeden eines nicht mehr ganz so fernen Tages Auge in Auge dem Zeugen Fischer gegenübersitzt. Und der Zeuge Fischer wird dem kleinen „Ecki“ Rede und Antwort stehen müssen. Allein das wird den Zeugen Fischer mächtig wurmen.

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