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Wahl in Stuttgart: Folie für Deutschland

Stuttgart, ist das nicht diese Stadt, die vor dem schönen München liegt, die man darum besser wahlweise links oder rechts liegen lässt? Deren Bedeutung sowieso nur geliehen ist, weil es Baden-Württemberg gibt und die Menschen dort so furchtbar fleißig sind, dass man ihre Stimmen nicht überhören kann?

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Stuttgart, ist das nicht diese Stadt, die vor dem schönen München liegt, die man darum besser wahlweise links oder rechts liegen lässt? Deren Bedeutung sowieso nur geliehen ist, weil es Baden-Württemberg gibt und die Menschen dort so furchtbar fleißig sind, dass man ihre Stimmen nicht überhören kann? Wer so denkt, der zeigt die Ignoranz derer, die denken, sie könnten dort auch kein Hochdeutsch. Falsch, falsch, falsch.

Stuttgart ist die sechstgrößte Stadt in Deutschland, eine Industriemetropole mit mehr als 1500 mittelständischen Unternehmen, die zum Rückgrat der Republik gehören, eine Region mit Bosch, Daimler, Porsche. Eine Stadt mit Kultur, mit der Oper – immer wieder – des Jahres, herausragendem Ballett, Theater, die Architektur nicht zu vergessen. Deutschlands beste Baumeister kommen aus: Stuttgart. Die Baufirmen auch. Das größte Infrastrukturprojekt des Landes unter und über der Erde gibt es dort. Und viele sprechen dort Hochdeutsch, weil in Stuttgart längst nicht mehr nur Schwaben (oder Badener) beheimatet sind.

Wahlen in Stuttgart sind darum ein Hinweis darauf, wie es anderswo gehen kann. Ein Parteiloser, der mit persönlicher (Unternehmer-)Kompetenz und zum Teil antiberufspolitischen Argumenten für die CDU wirbt, und ein grüner Berufspolitiker, der zum Teil mit Wertkonservativismus antritt: Sebastian Turner und Fritz Kuhn. Da haben die Wähler wirklich eine Wahl. Das ist, aufs Ganze gesehen, auf Deutschland, gewissermaßen eine Wahlkampffolie. Angela Merkel wirkt ähnlich parteilos wie Turner, Kuhn, obwohl Grüner, redet ähnlich wie Peer Steinbrück, mit schroffer (Wirtschafts-) Kompetenz. Das Ergebnis wird auch in dieser Hinsicht Aussagekraft haben.

Und bei diesen Aspekten: ob und wie eine Industrieregion den ökonomischen Wandel mit ökologischer Herausforderung gestalten will; und ob und wie herausfordernde Infrastrukturprojekte Regierungen und Regierweisen nachhaltig verändern können. Das gilt für beide Kandidaten. Unterschiedlich ist diese Auswirkung: In Kuhn wählen die Stuttgarter auch einen zum Kandidaten für die Nachfolge des Grünen Winfried Kretschmann als Ministerpräsident. Das wäre, weil Stuttgart, weil Baden-Württemberg, geradezu ein Fanal für jede kommende Wahl. Bayern ist dann auch nicht mehr so weit entfernt.

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