Meinung: Gummi rutscht

Es kommt öfter vor, dass Politiker und andere Semi-Promis sich vom Rausch plötzlicher Berühmtheit zu Auftritten hinreißen lassen, die sie hinterher am liebsten ungeschehen machen würden. So rasant wie Gabriele Pauli aus dem Landkreis Fürth hat sich aber selten eine selbst ums Renommee gebracht. Erst als Wohnstubenfrivolität posieren, dann so tun, als sei die Presse schuld, dass die Provokation als Provokation ankommt, zwischendurch die eigene Partei erpressen – entweder ihr befördert mich ganz weit nach oben oder ich geh’ zur Konkurrenz –, zuletzt einen Antrag auf Mitgliederbefragung einreichen und dieserart zu dokumentieren versuchen, man sei doch eigentlich ernsthafte Politikerin … das alles binnen zweieinhalb Tagen ist eine beispiellose Leistung. Dagegen war Gerhard Schröders Auftritt als Brioni-Model glattes Understatement. Nun kann man sagen: Was soll’s; eine Provinznudel, die sich selbst erledigt und die ihrer Partei dabei noch einen Gefallen tut, weil die CSU sich beim Parteitag des Vorstandsmitglieds Pauli entledigen kann, ohne sich dafür als frauenfeindliche Altherrenriege ein schlechtes Gewissen machen zu müssen. Nur leider trägt Gummi-Gabi so wie einst Brioni-Gerd dazu bei, dass Bürger ihre Politiker immer mehr als Haufen eitler Selbstdarsteller wahrnehmen. Zu schweigen von dem Schaden, den die Frau der Sache der Frauen zufügt. Politikerinnen mit selbstbewusstem Auftreten haben es nicht leicht gegen das „Zicke!“-Gemurmel ganzer Männerbataillone. Pauli hatte es geschafft, als erfolgreiche Rebellin die Herren zu verunsichern. Davon bleibt jetzt nicht mehr übrig als ein süffisantes Grinsen. bib

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