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PORTRÄT DEBRA MILKE TODESKANDIDATIN:: „Ich bin davon so überwältigt“

Ihr Kampf für ein Leben in Freiheit war ein Wettlauf gegen die Zeit. Jederzeit hätte der Staat Arizona das vor mehr als 22 Jahren in den USA gefällte Todesurteil gegen Debra Milke wegen Mordes an ihrem Sohn Christopher vollstrecken können – und einmal, im Jahr 1997, wäre es fast zur Exekution gekommen.

Ihr Kampf für ein Leben in Freiheit war ein Wettlauf gegen die Zeit. Jederzeit hätte der Staat Arizona das vor mehr als 22 Jahren in den USA gefällte Todesurteil gegen Debra Milke wegen Mordes an ihrem Sohn Christopher vollstrecken können – und einmal, im Jahr 1997, wäre es fast zur Exekution gekommen. Die gebürtige Berlinerin hatte ihre Henkersmahlzeit ausgesucht, ein Arzt war bei ihr im Todestrakt im Frauengefängnis von Perryville gewesen, um ihre Blutgefäße für die tödliche Giftspritze zu präparieren. Erst in allerletzter Sekunde konnten Milkes Anwälte einen Aufschub erreichen.

Nun ist Milke gegen Kaution auf freiem Fuß, zumindest bis ihr Fall in diesem Herbst erneut aufgerollt wird. Die ständige Todesangst hat die einst brünette Frau ergrauen lassen – aufgegeben hatte sich die 49-Jährige nie. Sie hatte stets ihre Unschuld am Tod ihres Kindes beteuert. „Debbie war in all den Jahren nie komplett am Boden zerstört, sondern immer kämpferisch“, sagt einer ihrer Freunde, der über all die Jahre den Kontakt zu Milke gehalten hat.

Ihren Lebensdurst stillte die amerikanische Staatsbürgerin im völlig abgeschotteten Todestrakt in der Wüste von Arizona vor allem mit Büchern und regem Briefwechsel mit Familie und Freunden. Ihnen, allen voran ihrer Mutter Renate Janka, hat „Debbie“ es wohl zu verdanken, dass ihr Einspruch gegen das Todesurteil nach acht Jahren erfolgreich war. Sie besuchte ihre inhaftierte Tochter regelmäßig zusammen mit ihrem Lebensgefährten im Gefängnis und sprach ihr am Telefon Mut zu. Umarmt haben sich Mutter und Tochter seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht: Bei den Besuchen waren die beiden immer durch eine dicke Glasscheibe voneinander getrennt.

Vor allem aber sorgte Renate Janka dafür, dass amerikanische Jura-Studenten in akribischer Kleinarbeit Polizeiakten nach Hinweisen auf ein Fehlverhalten jenes Mannes hin untersuchten, der nach dem Tod von Milkes Sohn Christopher die Ermittlungen leitete. Der ehrgeizige Detective Armando Saldate hatte damals angegeben, Milke habe den Mord an ihrem Sohn gestanden – das war die Grundlage für das Todesurteil.

Ende September wird der Fall neu aufgerollt, mit ungewissem Ausgang. Für Debra Milke dürfte sich ihr größter Wunsch ohnehin bereits erfüllt haben: Sie hatte seit Jahren davon geträumt, ihre geliebte Mutter endlich wieder in die Arme schließen zu können. Renate Janka leidet seit einiger Zeit an Krebs. Sarah Kramer

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