Magdalena Neuner: "Ich kann das inzwischen mehr genießen"
Ihre ersten drei WM-Titel 2007 in Antholz stürzten wie aus dem Nichts auf die gebürtige Garmisch-Partenkirchenerin ein. Heute ist Magdalena Neuner die beste Biathletin der Welt.
Beim grandiosen Finale der Biathlon-WM kümmerte sich Magdalena Neuner um alles: Beim Aufwärmen spielte die wild umherhüpfende Oberbayerin für die deutsche Damen-Staffel die Schnee-Animateurin, während des Rennens spendete sie der weinenden Teamkollegin Miriam Gössner, die sich zwei Strafrunden eingehandelt hatte, Trost, ehe sie dem deutschen Quartett als Schlussläuferin im Alleingang das kaum mehr für möglich gehaltene Gold herausschoss und -rannte. „Wahnsinn, dieses Rennen geht in die Geschichte ein“, strahlte das Mädchen für alles über das eigene Tagwerk: Auf Platz vier gestartet, mit einem Rückstand von über einer Minute, kam die 24-jährige Neuner schließlich als Erste ins Ziel.
Ihre ersten drei WM-Titel 2007 in Antholz stürzten wie aus dem Nichts auf die gebürtige Garmisch- Partenkirchenerin ein. Die Sponsoren standen plötzlich Schlange. Und als sie ein Jahr später von der WM wieder mit einem Dreier- Pack Gold zurückkehrte, merkte Neuner, dass mit den allgemeinen Sympathiewellen und penetranten Touristen, die reihenweise bei ihr zu Hause vor der Tür standen, dunkle Wolken über ihr und ihrem Privatleben aufgezogen waren.
„Damals bin ich an meine Grenzen gestoßen, vieles hat mir nicht mehr so Spaß gemacht. Ich war oft krank“, erzählt die schnelle Frau, die erst lernen musste, ‚Nein’ zu sagen. Zudem überarbeitete sie ihr Trainingspensum, indem sie im Sommer vor ihrer Olympia-Premiere einen Mentalcoach zu Rate zog, der ihr die notwendige Mischung aus Ehrgeiz und Gelassenheit vermittelte. In sich ruhend und resistent gegen äußere Einflüsse, rannte Neuner in den Wäldern nördlich von Vancouver zu zwei Mal Gold und ein Mal Silber.
Im sibirischen Khanty-Mansiysk hat Neuner nun einfach weiter gemacht. Ihr persönliches Konto schraubte die Freundin von Harfe, Stricknadel und Punkrock in Russland auf zehn WM-Titel plus drei Silbermedaillen und verdrängte die Russin Jelena Golowina von Platz eins in der Rekordliste. „Zehn goldene wollte ich haben – da muss ich mir ja schon wieder neue Ziele setzen“, alberte Neuner nach dem Sieg der deutschen Staffel-Damen und bewunderte noch einmal das eigene Finale.
Von ihrem wichtigsten Fortschritt hatte Magdalena Neuner aber schon am Abend zuvor, nach dem Massenstart-Rennen gesprochen: „Ich merke, dass ich das alles von Titel zu Titel inzwischen mehr genießen und besser begreifen kann.“ Andreas Morbach