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Walther Leisler Kiep.

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Walther Leisler Kiep: "Ich war erschüttert"

Über den Rücktritt Horst Köhlers wunderte er sich noch. Der Abschied von Friedrich Merz vom Amt des Vorstandsvorsitzenden der Atlantik-Brücke wird Walther Leisler Kiep weniger getroffen haben.

Von Hans Monath

Am Tag nach dem Rücktritt Horst Köhlers saßen Walther Leisler Kiep und Beate Lindemann im Cafe Einstein unter den Linden und wunderten sich. „Ich war erschüttert“, sagte der Ehrenvorsitzende der Atlantik-Brücke über den plötzlichen Schritt des Bundespräsidenten.

Wenig später erlebten der frühere CDU-Schatzmeister und die geschäftsführende stellvertretende Vorsitzende des Vereins zur Förderung des Austausches mit den USA erneut einen Rücktritt. Es ist allerdings eher unwahrscheinlich, dass der 84-Jährige über den Abschied von Friedrich Merz vom Amt des Vorstandsvorsitzenden der Atlantik-Brücke ebenfalls erschüttert war. Kiep selbst nämlich hatte den früheren Fraktionschef der Union massiv zum Gehen gedrängt: In einem Brief an die Mitglieder hatte er dem Jüngeren vorgehalten, er gefährde die parteipolitische Neutralität der „Brücke“, indem er sich in politische Kontroversen stürze. Gemeint war das von Merz und Ex-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (früher SPD) geschriebene Buch „Was jetzt zu tun ist“, ein Merkel-kritisches Werk. Doch viele Insider unterstellen dem Doyen der Atlantik-Brücke andere Motive. Denn Merz arbeitete auf einen Generationenwechsel und eine inhaltliche Neuausrichtung der Atlantik-Brücke hin, deren Geschicke Kiep mehr als 20 Jahre lang bestimmte. Merz wollte dem Verein auch ein hartes Sparprogramm verordnen und Lindemann ablösen, die enge Vertraute des Ehrenvorsitzenden.

Die Vorstandssitzung vor wenigen Tagen geriet denn auch zu „einem richtigen Showdown zwischen den beiden“, wie sich ein Teilnehmer erinnert. Doch der ehrgeizige, zuweilen ruppige Merz hatte sich zu wenig um die Vermittlung seiner Position bemüht. Kiep und seine Vertraute Lindemann dagegen kümmern sich intensiv um wichtige Mitglieder des Vereins. Merz zog die Konsequenzen.

Doch wichtige Vorstandsmitglieder, darunter der Schatzmeister, folgten Merz und legten ihre Ämter aus Protest gegen Kieps Konfrontationskurs nieder. Ein Insider, der Kieps Verdienste keineswegs kleinredet, klagt: „Er ist starrsinnig.“ Andere fürchten, ein andauernder Exodus werde den renommierten Verein ruinieren, der auf Spenden der Industrie angewiesen ist. Ende Juni tagt die Mitgliederversammlung. Spätestens dann muss Kiep einen Kandidaten für den Chefposten präsentieren, der die zerbrochenen Teile der Atlantik-Brücke wieder zusammenführt.

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