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Meinung: „Ich war nur freundlich …

… zu Frauen.“ Am Ende halfen Ruud Lubbers, UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, seine Unschuldsbeteuerungen nicht mehr.

… zu Frauen.“

Am Ende halfen Ruud Lubbers, UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, seine Unschuldsbeteuerungen nicht mehr. Der hochgewachsene 65-jährige Niederländer mit der silbergrauen Mähne, nach außen ganz Grandseigneur, soll Mitarbeiterinnen sexuell belästigt haben. UN-Generalsekretär Kofi Annan zwang ihn zum Rücktritt, der öffentliche Druck ließ ihm keine Wahl. Annan wollte zumindest einen der UN-Skandale rasch vergessen machen.

Als Lubbers 2001 die Führung des Flüchtlingshilfswerks in Genf übernahm, ruhten große Hoffnungen auf dem Spross einer Rotterdamer Unternehmer-Dynastie. Er musste das schwerfällige UNHCR mit seinen 6000 Mitarbeitern effizienter machen und den rund 17 Millionen Flüchtlingen, Vertriebenen, Asylbewerbern und Staatenlosen, die unter sein Mandat fallen, neue Perspektiven geben. Er machte seinen Job gut, sagt selbst die UN-kritische US-Regierung. Lubbers, der auf sein UN-Salär verzichtete, war von 1982 bis 1994 Premierminister der Niederlande, keiner regierte dort länger. Allerdings gab es unter Lubbers schon einmal peinliche Schlagzeilen. 2001/02 kam es in UNHCR- Camps in Westafrika zu sexuellen Übergriffen auf Schutzbefohlene. Damals bestand Lubbers auf einer rückhaltlosen Aufklärung der Fälle: „Ich verlange eine Null-Toleranz- Politik gegenüber sexueller Ausbeutung, Missbrauch und Gewalt.“

Kofi Annan hat weitere Probleme: Der Zypriot Benon Sevan, Ex-Direktor des milliardenschweren Programms Öl für Lebensmittel für den Irak, soll jahrelang Misswirtschaft betrieben – und sich bereichert haben. Die Affären um Sevan und Lubbers treffen Annan hart. Er hatte enge Beziehungen zu beiden.

Jan Dirk Herbermann

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