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Meinung: „Ich will die Aufgabe zu Ende führen“

Ruza, Ruza!“, skandieren Tausende von Anhängern der Demokratischen Partei (DS) in Novi Sad begeistert, als die Frau mit dem langen blonden Haar verlegen lächelnd zum Mikrofon schreitet.

Ruza, Ruza!“, skandieren Tausende von Anhängern der Demokratischen Partei (DS) in Novi Sad begeistert, als die Frau mit dem langen blonden Haar verlegen lächelnd zum Mikrofon schreitet. Doch Politiknovizin Ruzica Djindjic tut sich als Zugpferd ihrer Partei im serbischen Wahlkampf eher schwer. Zwei Mal verhaspelt sich ihre rauchige Stimme während des einminütigen Auftritts. Die Partei müsse Verantwortung für das Land übernehmen, wiederholt die Witwe des 2003 ermordeten Ex-Premiers Zoran Djindjic etwas ungelenk die Slogans ihrer Partei.

Als die attraktive Frau an der Seite von Djindjic wurde die in Valjevo geborene Juristin während der serbischen Wende 2000 ihren Landsleuten bekannt. Mit den beiden Kindern an der Hand begleitete sie ihren Mann damals bei den Massenprotesten gegen das Regime von Slobodan Milosevic. Nach dessen Sturz wurden der jugendliche Premier und seine schöne Frau zum Symbol eines anderen, nach Europa orientierten Serbien. Djindjic öffnete sein Land nach Westen, lieferte Milosevic an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag aus und bezahlte den Bruch mit der nationalistischen Vergangenheit seines Landes mit seinem Leben: Am 12. März 2003 wurde er von einem Heckenschützen getötet. Die Fernsehbilder der trauernden Witwe mit ihren verwaisten Kindern gingen um die Welt.

Staatspräsident und Parteichef Boris Tadic überredete die 46-Jährige im vergangenen Frühjahr dazu, sich in der einst von ihrem Mann gegründeten Partei zu engagieren. Den angebotenen Posten der Vizechefin der DS verweigerte sie, schließlich präsentierte die Partei die populäre Ruzica als Spitzenkandidatin für die Parlamentswahl am kommenden Sonntag. Sie wolle, dass die Demokraten die Aufgabe zu Ende führten, die ihr Mann begonnen habe, erläuterte sie ihre Kandidatur.

Doch nicht ohne Grund hat die DS den früheren Finanzminister Bozidar Djelic und nicht ihre unerfahrene Spitzenkandidatin zum Premiers-Anwärter gekürt. Mit ihrer Nominierung verfolgte der gewiefte Tadic ganz andere Ziele. Ruzica ist für die DS im Stimmenstreit in erster Linie ein populäres Aushängeschild. Und gleichzeitig dient sie ihrer Partei als das beste Argument gegen die Kritiker der abgesplitterten Liberaldemokraten (LDP), die sich als die wahren Erben des politischen Vermächtnisses von Zoran Dijndjic verstehen.

Thomas Roser

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