zum Hauptinhalt
Foto: dpa

© dpa

Khaled al Masri: „Ich wurde eingekerkert und gefoltert“

Er wurde in Mazedonien festgenommen und von der CIA entführt. Neun Jahre später wird der Deutsch-Libanese Khaled al Masri nun mit 60 000 Euro entschädigt. Doch wer ist der Mann? Ein Porträt.

Von Hans Monath

Im Kampf um seine Glaubwürdigkeit hat Khaled al Masri am Donnerstag einen späten Sieg errungen, freilich nicht gegen seine früheren Peiniger, sondern nur gegen deren Helfer. Neun Jahre nach der Entführung des Deutsch-Libanesen durch den US-Geheimdienst CIA verurteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) Mazedonien dazu, dem 49-Jährigen 60 000 Euro Entschädigung zu zahlen. Die Richter waren überzeugt, dass die mazedonische Regierung al Masri den Misshandlungen der CIA auslieferte und damit gegen das Folterverbot verstieß.

Viele Indizien für aktive Hilfe europäischer Regierungen bei den Entführungsflügen der CIA sind in den Jahren nach „Nine Eleven“ recherchiert worden. Nun haben die Straßburger Richter zum ersten Mal einen Staat wegen Beihilfe zum „Rendition“-Programm verurteilt. Vor dem Straßburger Urteil hatte al Masri vor deutschen, amerikanischen und mazedonischen Gerichten geklagt – erfolglos. Kein CIA-Mann wurde bislang verurteilt. Doch es spricht für die amerikanische Gesellschaft, dass es die US-Juristenorganisation „Open Society“ war, die nun al Masris Anwalt finanzierte.

Der Vater von sechs Kindern lebte in Ulm, als er im Jahr 2003 in Mazedonien festgenommen und an die CIA übergeben wurde. Der hielt ihn wegen seiner Kontakte zur Islamistenszene für einen Terroristen. Wochenlang wurde er in Skopje misshandelt, dann in ein US-Gefängnis in Kabul gebracht. „Ich wurde ausgezogen, brutal geschlagen, unter Drogen gesetzt, in Ketten gelegt, nach Afghanistan geflogen und dort in einem Drecksloch länger als vier Monate eingekerkert“, klagte al Masri später.

Eineinhalb Jahre später geriet auch die rot-grüne Bundesregierung in den Verdacht, ein Mittäter zu sein. Der damalige US-Botschafter Dan Coats hatte Innenminister Otto Schily (SPD) am Pfingstmontag 2004 eröffnet, dass Masri gekidnappt worden war und nun freigelassen würde. Der später eingesetzte BND-Untersuchungsausschuss fand jedoch keine Anhaltspunkte für eine frühere Komplizenschaft und kam zu dem Schluss, deutsche Behörden seien an der Entführung „weder direkt noch mittelbar“ beteiligt gewesen.

Ob die späte Entschädigung al Masri wieder auf die Beine hilft, ist unklar. Das schwer traumatisierte Folteropfer wurde nach seiner Rückkehr nach Ulm wegen Brandstiftung und Körperverletzung verurteilt und sitzt noch immer in Haft.

Zur Startseite