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Meinung: Im Staate Nimmerland

Von Caroline Fetscher

Unter eigener Flagge: So soll das Boot Kosovo aus dem serbischen Hafen segeln, der kein sicherer war. Jedenfalls sieht dies der Plan vor, den der Chefunterhändler der UN, Martti Ahtisaari, vorlegt. Danach muss an Bord des neuen Kleinstaates eine Verfassung die Menschenrechte aller garantieren und soll jede Minderheit eine angemessene Koje bekommen. Auch eine eigene Hymne darf dann angestimmt werden, die „den multiethnischen Charakter des Landes widerspiegelt“. So weit zum angenehmen Teil der Reise in die Eigenstaatlichkeit.

Weniger froh werden viele von Kosovos Albanern darüber sein, dass für die Rolle des Kapitäns auf absehbare Zeit ein Vertreter der Internationalen Gemeinschaft bestimmt ist, ausgestattet, ähnlich wie es in Bosnien-Herzegowina praktiziert wird, mit Vollmachten und Vetorechten, die aus der Demokratie de facto ein Supervisionsprojekt machen. Aus dem Schulschiff wird erst ein voll autonomes, wenn alle Standards erfüllt sind. Bitter für viele in Serbien hingegen hört es sich an, dass dem Kosovo der dortige serbische Staatsbesitz übereignet wird – anders, das weiß nicht allein Ahtisaari, werden sinnvolle Wirtschaftsreform und Privatisierung kaum zustande kommen.

Zugleich ist es offenes Geheimnis, dass das Festhalten am Kosovo ein Klotz am Bein für das nach drei angezettelten und verlorenen Kriegen bankrotte Serbien bedeuten würde. Wie sollte die marode Republik aus Belgrad Finanzhilfe erhalten, wo man nicht einmal den eigenen Beamten gute Gehälter und Pensionen zahlen kann? Wie ließen sich tausende junger albanischer Männer in eine serbische Armee eingliedern? Gar nicht. So nimmt Ahtisaari den Serben eigentlich eine Sorge ab. Zugeben darf das freilich niemand, denn faule Ware wird billig. So vernünftig Ahtisaaris Entwurf ist, noch lesen wir den Bauplan eines Traumschiffs. Sein Stapellauf muss im Sicherheitsrat beschlossen werden, wo Moskau und Peking im Kosovo einen Präzedenzfall für Gebiete wie Südossetien, Abchasien und Taiwan fürchten. Was Russland und China bewegt, das wird entscheidend sein für das Los des Kosovo.

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