zum Hauptinhalt

Meinung: „Im Wahlkampf …

… habe ich gelernt, unbeaufsichtigt Windeln zu wechseln.“ Für Charles Kennedy könnte es nicht besser laufen.

… habe ich gelernt, unbeaufsichtigt Windeln zu wechseln.“

Für Charles Kennedy könnte es nicht besser laufen. Die Ankunft von Baby Donald, einen Tag, bevor er das Wahlprogramm der Liberaldemokraten vorstellen sollte, gab dem 46-Jährigen väterliche Würde und eine Entschuldigung. Als er zwei Tage später erklären sollte, wie sich seine Gemeindesteuer auf die Gehälter von Polizisten auswirken würde, kam er gewaltig durcheinander. „Das Baby. Mir fehlt der Schlaf“, redete er sich heraus. Der Raucher mit der rauen Stimme ist das Gegenmodell zum windschnittigen Politiker, der auf alles eine Antwort weiß. Deshalb glauben nur 22 Prozent der Briten, dass Kennedy lügt. Bei Tory-Chef Michael Howard sind es dagegen 51 Prozent, bei Tony Blair gar 58 Prozent.

Mit 23 wurde Kennedy jüngster Unterhausabgeordneter und hieß Taxi Charlie, weil er kaum je zu Fuß ging. Dann wurde er Show Man Charlie, ein witziger Erzähler, der gerne in Talkshows gesehen ward. Er verbindet Charme und strategisches Denken mit Nachlässigkeit in Details – vor allem bei der Wirtschaft. Bei der Haushaltsdebatte im letzten Jahr bekam er Angst und meldete sich krank.

Aber er baute seine Partei geschickt links von Labour auf und fährt nun die Ernte ein. Seine Ablehnung des Irakkriegs macht ihn bei allen beliebt, die Labour einen Denkzettel geben wollen. Die Liberaldemokraten erwarten ihr bestes Wahlergebnis seit bald einem Jahrhundert. Das könnte Labour schaden – wirklich profitieren würden beim britischen Wahlrecht aber die Konservativen. Keine Gefahr, dass Kennedy regieren muss. Er kann entspannt bleiben und weiter Windeln wechseln.

Zur Startseite