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Meinung: Keine Ferien

REFORMTEMPO IN DEUTSCHLAND

Irgendwie erinnert die Debatte an Jacques Tatis „Schützenfest“. Diesen netten Film, der in deutscher Fassung auch mal unter dem Titel „Tempo, Tempo“ lief. In dem der französische Dorfbriefträger, angespornt vom großen Vorbild jenseits des Atlantiks, seinen alteuropäischen Schlendrian hinter sich lässt und – mit dem Schlachtruf „rapidité“ – innovative Zustellmethoden einführen will. Zum Amüsement der restlichen Dorfbewohner. Auch unsere politische Klasse macht jetzt in „rapidité“ und sieht unser Land vor größtem Veränderungsbedarf. Weil wir sonst zurückfallen. Keine Reformpause, sagt der Kanzler, der Deutschland schon vom Veränderungsprozess der Welt abgeschnitten sieht. Die Zeit dränge, die Welt bewege sich schneller als Deutschland, glaubt die Oppositionschefin zu erkennen. Fast weiß man nicht mehr, wer da im innovationsreformerischen Wettlauf wen treibt und wer von wem getrieben wird. Und den Bürgern geht es wie dem kleinen Dorf bei Tati. Man versteht die Dramatik bisweilen nicht so ganz. Dass Reformen nötig sind, wissen die meisten. Abstiegs oder gar Untergangsrhetorik aber dient der Sache nicht. afk

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