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Gaucks Rede in Rostock: Keine großen Worte

Vielleicht ist das Bild ja wichtiger als die Worte: In Rostock-Lichtenhagen, am Sonnenblumenhaus, das ein Mob vor 20 Jahren in Brand steckte, weil darin Ausländer wohnten, stand am Sonntag ein Rostocker, inzwischen Bundespräsident, und hielt eine Rede gegen Fremdenfeindlichkeit. Joachim Gauck ließ dabei keinen sensiblen Punkt aus: die Mittäterschaft applaudierender Bürger, die Tatenlosigkeit der Polizei, die auch heute noch vorhandene Angst vor dem Fremden.

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Vielleicht ist das Bild ja wichtiger als die Worte: In Rostock-Lichtenhagen, am Sonnenblumenhaus, das ein Mob vor 20 Jahren in Brand steckte, weil darin Ausländer wohnten, stand am Sonntag ein Rostocker, inzwischen Bundespräsident, und hielt eine Rede gegen Fremdenfeindlichkeit. Joachim Gauck ließ dabei keinen sensiblen Punkt aus: die Mittäterschaft applaudierender Bürger, die Tatenlosigkeit der Polizei, die auch heute noch vorhandene Angst vor dem Fremden. Große Worte aber fand er nicht. Bei manchen Menschen sei eben „die Furcht vor der Freiheit in Wut und Aggression umgeschlagen“, beklagte Gauck. Es lasse sich nicht leugnen, dass im Osten mehr Raum für Rechts geboten werde – „gerade wir Ostdeutschen, die wir in lange eingeübter Ohnmacht lebten, blieben anfällig für ein Denken in Schwarz-Weiß-Schemata“. Furcht und Ohnmacht – Gauck hat die zerwühlten Gefühle benannt. Leider folgte kein Aufruf, gegen diese Gefühle anzukämpfen, sie – auch mit Blick auf eigene Vergangenheiten – ehrlich zu hinterfragen. Gauck hat die Wahrheit gesagt, aber sich selbst, seinen Rostockern und den Ostdeutschen die Konsequenzen erspart. ide

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