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Meinung: Kleiner Vorschlag zum Protest

Es gibt viele feine Kulturmenschen, die bei Verdi immer noch an Aida und andere Ohrenschmeichler denken. Doch der Komponist, lange tot, hat es schwer gegen die Dienstleistungsgewerkschaft, die seinen Namen trägt, denn sie ist nun mal viel lauter als ein Orchester.

Es gibt viele feine Kulturmenschen, die bei Verdi immer noch an Aida und andere Ohrenschmeichler denken. Doch der Komponist, lange tot, hat es schwer gegen die Dienstleistungsgewerkschaft, die seinen Namen trägt, denn sie ist nun mal viel lauter als ein Orchester. Aber auch sie ist nicht zu beneiden: Mitgliederschwund, Rufschwund und Bedeutungsschwund hinterlassen Spuren, die tief, ja blutig in soziale Besitzstände einschneiden. So wurde jetzt bekannt, dass die Beschäftigten in der Berliner VerdiBundesverwaltung künftig ihre Geschirrspülmaschinen selbst ein und ausräumen müssen, weil externe Reinigungsfirmen das nicht mehr machen. Auch das warme Wasser zum Händewaschen wurde abgestellt. Das ist natürlich ein flagranter Verstoß gegen sämtliche Mantel- und Jackentarifverträge, höhlt die Spülautonomie in beispielloser Weise aus und verhöhnt die Beschäftigten, deren jahrzehntelanger Kampf um die Tassen im Schrank nun umsonst scheint. Der Betriebsrat ist also sauer und kommentiert sarkastisch, droht aber bislang seltsamerweise nicht mit Warnstreiks. Allerdings wäre es wohl eine leere Drohung, würden man bei Verdi künftig aufs Händewaschen verzichten. Kleiner Vorschlag zum Protest: In die Telefonwarteschleife den Gefangenenchor aus „Nabucco“ eingeben. Sehr plakativ. Und sehr verdisch.

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