zum Hauptinhalt

Lesermeinung: Am Rande der B2

Fahrradweg, ohne Hinweis, weggebaggertIm Rahmen der „Ortsumgehung Michendorf“ wurde vor acht Monaten mit Arbeiten an der Bundesstraße 2 (B2), zwischen Michendorf und Potsdam, begonnen. Bäume wurden gerodet, Fahrbahnen gesperrt, eine Ampelanlage installiert.

Stand:

Fahrradweg, ohne Hinweis, weggebaggert

Im Rahmen der „Ortsumgehung Michendorf“ wurde vor acht Monaten mit Arbeiten an der Bundesstraße 2 (B2), zwischen Michendorf und Potsdam, begonnen. Bäume wurden gerodet, Fahrbahnen gesperrt, eine Ampelanlage installiert. Ein kleiner Straßenbaubetrieb nahm seine beschauliche Arbeit auf. Die fünf Mitarbeiter sind mittlerweile allen Bewohnern der südlichen Mittelmark gut bekannt: Wegen dem mindestens 30 Minuten dauernden täglichen Stau, hat man genug Zeit, sich die Einzelheiten ihrer Gesichtszüge einzuprägen. Die Straßenarbeiter sind genau so vertraute Gefährten, wie die emsigen Wachtmeister mit ihrer ambulanten Geschwindigkeitskontrolle. Mit Spannung wurden die straßenbaulichen Maßnahmen von uns erwartet: Erweiterung auf drei oder vier Spuren? Pannenspur? Was war geplant? Die B2 war ja in diesem Abschnitt erst vor acht Jahren erneuert worden und deshalb noch in sehr gutem Zustand. Nun, offensichtlich sollte die kleine, gemütliche Straßenbaufirma noch die wohl aus dem vergangenen Jahr übrig gebliebene Gelder, in Form von Bitumen, auf die intakte Straße gießen. Schicht für Schicht, und Eile mit Weile. Eine so kurze Winterpause – von vier Monaten – war ja auch nicht vorauszusehen. Die Mitarbeiter der kleinen Firma sind uns so an“s Herz gewachsen, dass wir uns freuen, wenn sie ihren Tag mit einem langen Frühstück beginnen können. Wir nicken uns morgens freundlich zu, wenn wir dösend im Stau stehen.

Ich stieg trotzdem auf“s Fahrrad um. Unsere Kinder fahren eine Stunde früher zur Schule – so haben wir uns arrangiert. Aber neulich Abend, als ich mit dem Fahrrad auf dem Rückweg von der Arbeit war, fiel ich plötzlich im freien Flug in einen halb metertiefen Graben – zum Glück in den weichen märkischen Sand. Die kleine Straßenbaufirma hatte tagsüber den Fahrradweg (in gutem Zustand, 4 Jahre alt) auf einigen dutzend Metern weggebaggert. Hinweise oder Absperrungen gab es keine. Als ich wieder zu mir kam, war ich zunächst verwundert. Aber jetzt verstehe ich: Die kleine Firma handelt demokratisch: Wenn Autofahrer warten müssen, sollen auch Fahrradfahrer nicht so einfach durchkommen. Ich freue mich auf die nächsten Jahre mit unserer kleinen Firma, und hoffe, dass Brandenburg weiterhin so viel Geld übrig hat.

M. Jungehuelsing, Wilhelmshorst

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })