Lesermeinung: Applizierung ohne Sinn?
Zu: „Sehnsuchtsort 2.0.
Stand:
Zu: „Sehnsuchtsort 2.0. Wettbewerb zur Kunst am Landtagsneubau: Sanssouci-Attrappe gewinnt, Jury empfiehlt auch Platz zwei“, 15.6.
Sehnsuchtsort 2.0 – welche Sehnsucht, welcher Ort sind gemeint? Die jetzt darauf gefundene und prämierte Antwort, spielerisch, fotomotivisch, unernst soll es nach dem Juryentscheid sein. Dies in der Folge eines sehr durchdacht formuliert ausgelobten und fast opulent dotierten Wettbewerbs mag verwundern. Wie passend, wie lebendig, gestalterisch überzeugend auf den Schlossbau bezogen können die Pavillonsimulationen wirken? Kann die Applizierung in zwei Attrappen Sinn geben? Ohne Emphase wären die Gestaltungen der Schlossarchitektur von Knobelsdorff und Glume für deren Schmuckformen nie so lebendig, anmutig und frech wirkungsvoll über ein Vierteljahrtausend geblieben. Sehnsuchtsort 2.0 bleibt eine Attitüde, ein Kunststück, das sich selbst widerlegen soll, indem es den Bau als Ganzes und daraus folgend seine bewusste Raumbildung im Innenhof ablehnt. Es bleibt das paradoxe Unterfangen, etwas zu jurieren, das nicht ernsthaft gemeint sein will. Wenn man schon den Bau nicht leiden kann, persiflieren mag man ihn schon. Die großzügige Bereitschaft von Hasso Plattner, finanzielle Mittel beizutragen, um Potsdam den zentralen Ort in achtenswerter Gestalt zurückzugeben, bleibt unverstanden. Wie frei und offen könnte ein künstlerischer Beitrag als Antwort auch darauf wirklich aussehen?
Peter Vogel (Atelier Vogel), Potsdam
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