Lesermeinung: Architektur in Potsdam: „Fehlen nur noch bestickte Gehröcke“
Zum Interview „Unser westlicher Blick liefert Zerrbilder“ mit dem Architekten Rem KoolhaasAll denen, die glauben zum Thema „Städtebau und Architektur“ Urteile fällen zu können, sei das Interview mit diesem kosmopolitisch versierten Architekten zu empfehlen. Möglicherweise geht dann ein Licht auf, in welch muffig-miefigem, provinziellem Niveau in Potsdam das Thema abgehandelt wird.
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Zum Interview „Unser westlicher Blick liefert Zerrbilder“ mit dem Architekten Rem Koolhaas
All denen, die glauben zum Thema „Städtebau und Architektur“ Urteile fällen zu können, sei das Interview mit diesem kosmopolitisch versierten Architekten zu empfehlen. Möglicherweise geht dann ein Licht auf, in welch muffig-miefigem, provinziellem Niveau in Potsdam das Thema abgehandelt wird. In diesem Provinzkaff gibt es keinen Ansatz zu einem zukunftsweisenden Denken. Es wird weiter so gedacht wie seit hunderten von Jahren: Die Insignien der überwundenen Gesellschaftsordnung müssen vernichtet werden; vergleichbar mit der Bilderstürmerei frühbürgerlicher Revolution. Aber was dann? In Ermangelung eigener Visionen erfolgt ein Rückgriff auf vergangene Zeiten. Da muss in Potsdam wieder ein potthässlicher Klamottenkasten her, der dem weithin überschätzten Maurermeister Wenzeslaus wahrlich nicht zur Ehre gereicht. Da glauben nun die „Sachverständigen“, mit den Balustradenfiguren auf dem Dachsims wäre das Nonplusultra der „historischen Mitte erreicht und alle Potsdamer seien nun glücklich. Aber auch ein Software-Milliardär ist nicht vor ästhetischen Irrtümern gefeit. Was beinhaltet denn der Rückgriff? Ach, wie war der Feudalabsolutismus doch schön. Was alles an Zier und Pracht hat er doch hervorgebracht. In diesen Kulissen vergessen wir die Irrwege und Gebrechen der Gegenwart. Fehlen nur noch Kniebundhosen und bestickte Gehröcke. Was geht hier eigentlich vor? Eine irrationale Retrospektive, ohne jeglichen Bezug zum 21. Jahrhundert. Und asozial dazu. Den PNN sei gedankt für die erhellenden Äußerungen des Weltbürgers Rem Koolhaas. Ob diese Botschaft in Potsdam ankommt? Ich bezweifele es.
Peter Zenthöfer, Potsdam
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