Lesermeinung: Banalitäten
Weimers WocheWoche für Woche kommen wir doofen, provinziellen Potsdamer aus dem Staunen nicht mehr heraus. Da erklärt uns ein ehemaliger Chefredakteur einer überregionalen Zeitung und nunmehriger Chefredakteur eines Blättchens, das durch den Übereifer eines Staatsanwalts bundesweit bekannt wurde, endlich einmal, wie es draußen zugeht.
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Weimers Woche
Woche für Woche kommen wir doofen, provinziellen Potsdamer aus dem Staunen nicht mehr heraus. Da erklärt uns ein ehemaliger Chefredakteur einer überregionalen Zeitung und nunmehriger Chefredakteur eines Blättchens, das durch den Übereifer eines Staatsanwalts bundesweit bekannt wurde, endlich einmal, wie es draußen zugeht. Mal tummelt er sich beim Innenminister, mal in Luzern, mal in Venedig, mal sogar beim Bundespräsidenten mit lauter richtigen Nobelpreisträgern. Und er lässt uns freundlich mahnend teilhaben an seinen tiefsinnigen Erkenntnissen: ob es die Brötchen aus Luzern sind oder die Analogie zwischen dem Bellevue und der Villa Quandt am Pfingstberg. Wir warten darauf, dass dieser Chefredakteur demnächst über seine Privataudienz beim Papst plaudert und uns mitteilt, wen er für den Papst von Potsdam hält.
Oder er fährt zur UN-Vollversammlung nach New York, trifft den UN-Generalsekretär, sieht die Hochhäuser, denkt daran, was für ein kleiner unansehnlicher Kasten doch das Hotel Mercure ist und schlägt uns eine Einwohnervollversammlung mit allgemeinem Rederecht vor. Anlässlich der Besichtigung des Suezkanals mit dem Großmufti von Alexandria kann er uns dann Anregungen für den Stadtkanal geben. Am Ende brauchen wir Potsdamer weder den Oberbürgermeister noch die Stadtverordneten, wenn wir nur Weimers Woche haben. Als regelmäßiger PNN-Leser geht es mir da ganz anders: Jede Ausgabe ohne die pseudointellektuellen Banalitäten eines selbsternannten Weltenbummlers ist für mich ein Gewinn.
Berend Diekmann, Potsdam
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