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Lesermeinung: „Behördenschick“

Zum „Atlas: Einrichtungstipp“, vom 26.1.

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Zum „Atlas: Einrichtungstipp“, vom 26.1.

Es ist ja richtig: Der brandenburgische Landtag wird, wie der Kommentator schreibt, „ein wie auch immer gearteter Kompromiss“. Es stimmt auch, dass vermutlich eine „historisierende Hülle“ entsteht. Wissen wird das vermutlich nur ein kleiner Kreis. Es ist aber ein entscheidender Unterschied zwischen „historisierend“ und „historisch“, also wissenschaftlich denkmalpflegerisch begründet. Für halbschwangere Architektur ist Potsdam zu schade, hier muss es um erstklassige Qualität gehen. Der Verein Potsdamer Stadtschloss hat sich immer für die „historische Lösung“ an allen äußeren Fassaden einschließlich des Innenhofs eingesetzt. Er hat öffentlich rechtzeitig darauf hingewiesen, dass beim Setzen der statisch tragenden Wände die Möglichkeit der Rekonstruktion historischer Innenräume nicht vollkommen unmöglich wird. Wissenschaftlich fundiert ist das machbar, wie etwa das vor zwei Jahren eröffnete historische Grüne Gewölbe  – jetzt schon ein Publikumsmagnet – im Dresdner Schloss zeigt. Selbstverständlich ist es dringend erforderlich, dass der Landtag endlich unter zeitgemäßen Bedingungen arbeiten kann. Dass aber zeitgemäßer „Behördenschick“ nicht in der Lage sein wird, die Bedeutung dieser Räume an diesem Ort für die europäische Geschichte zu vermitteln, ist mehr als wahrscheinlich. Insofern kommt die Initiative von Dr. Saskia Ludwig nicht zur Unzeit, sondern gerade noch rechtzeitig, denn bislang sind keine Wände entstanden. Es muss doch machbar sein, eine Option für die Zukunft offenzuhalten. Um im Bild der PNN zu bleiben: Ein kluger Bauherr weiß, wie die Küche aussieht, wenn er die Wände setzt.

Dr. Hans Joachim Kuke, stellvertretender Vorsitzender vom Verein Potsdamer Stadtschloss e.V.

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